Mittwoch, 21. Januar 2015

THE HOUSE OF THE DEVIL - Eine Vergewaltigung des 80er-Jahre Horrors

(2009) / US / Laufzeit: ca. 91 Minuten / FSK: 16 / Horror
von Ti West, mit Jocelin Donahue und Tom Noonan



Nostalgisch werden ist etwas schönes. Man schwelgt in Erinnerungen, denkt an die beste Zeit überhaupt zurück. Damals, als es noch Schnurtelefone und reale Plätze gab, bei denen man sich mit seinen Freunden getroffen hat. Früher, als es noch handgemachte Horrorfilme gab. Eine Welt, in der Kuscheltiere ihr Unwesen trieben, Slasher heiß begehrt waren und ein gewisser John Carpenter das Genre neu definierte. Solch eine Epoche sollte man hin und wieder würdigen, eine Aufgabe die sich "The House of the Devil" vorgenommen hat. Und Ti West, du Hund, wie beeindruckend bist du denn in die 80er Jahre zurückgereist! Hosen bis zum Bauchnabel, ein Walkman aus dem Museum und gedreht wurde das ganze dann auch noch mit dem Retro-Instagram-Filter, wirklich eine beneidenswerte Zeitreise die der Herr da mit uns unternimmt. Doch kommt da noch was, vielleicht sogar in die Richtung Horror?

Man wartet und wartet, so um die 90 Minuten (wer schon mal eine Doppelstunde Mathe hatte, weiß wie lange die gehen können) und irgendwie soll es das gewesen sein. Die Atmosphäre war da, doch die andere Hälfte, der Spannungsbogen (oder überhaupt ein Fünkchen Spannung) bleibt komplett aus. Möchte ich nur mal wissen, wie es damals aussah, guck ich mir alte Quizshows an. Aber ich bin doch wegen dem Horror hier! Der Anspannung, dem Katz-und-Maus-Spiel im Kopf, den Jump-Scares! Bitte, nur etwas davon...ein ganz klein wenig. Doch hier beginnt der wahre Horror, man wird mit einem unsäglichen Ziehen und Dösen gefoltert, möchte nur noch erlöst werden. Es endet aber nicht. Darf man mit der Protagonistin doch erst einmal eine Hausbesichtigung mit Pizzabestellung erledigen. So war das nun mal, das stimmt, kein Facebook und DSF-Werbeblöcke zum Zeitvertreib, nur das baden in der eigenen Langeweile. An diesem Punkt wirkt der Film natürlich unglaublich tiefgründig, wie er auf mehreren Ebenen den Hauch der damaligen Zeit einfängt und minutiös immer weiter klar stellt: Das muss so sein!



Schlussendlich passiert aber sogar noch etwas: Mieses Satanistenritual, Flucht, Klappe zu, Affe tot. Ein extrem schnelles durchprügeln der eigentlichen Story. Dafür ist man am Ende aber auch ziemlich dankbar für, wird selbst der einzige Spannungsausreißer lauwarm in der Mikrowelle aufbereitet. Und während der Abspann läuft fragt man sich, ob die Filme früher wirklich so waren (und heute noch so wirken). Die Antwort ist aber ganz klar nein, der Look kann den Charme in dieser lieblosen Farce in keinem Maße einfangen und entwickelt einfach nur die Sehnsucht danach, ganz schnell "Shining" oder "The Thing" einzulegen, um einen wirklich guten 80er-Jahre Horrorfilm zu sehen.

2.0/10


2 Kommentare:

  1. Erst den Schatz TCM madig machen, jetzt... ;)

    Habe ich komplett anders wahrgenommen. Eine schönere Liebeserklärung an das Horrorkino kann es doch gar nicht geben - das Beobachten, der Grusel zwischen den Zeilen, das Spionieren, die strenge Bildstrukturierung und eine Aufrichtigkeit gegenüber dem Altmodischen, das sich nicht trashig, ja falsch anfühlt. Alles super. Alle anderen gucken halt grobes James-Wan-Gedöns mit "Huch, du sollst jetzt aber erschrecken!"-Beigaben. :P

    Ich habe/hatte eher Probleme mit dem "Nachfolger" THE INNKEEPERS.

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    1. Hatte mir vorgenommen, gewisse 'ältere' Filme noch einmal anzuschauen. Darunter "Alien" oder auch "TCM". Schaun 'mer mal :)

      Du hast mich erwischt...bin ich doch wirklich ein Fan des James Wan-Horrors. Aber das ändert nichts daran, dass ich auch den gemütlichen 80er-Jahre-Flair mag. Hat mich hier aber einfach null gepackt. Jedenfalls nach den ersten 20 Minuten ging's steil bergab.

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