Samstag, 31. August 2013

Audreys Gedanken zu... Horror



In letzter Zeit denke ich immer wieder darüber nach, was wirklich Horror ist und als ich letztens Picnic at Hanging Rock sah, den man vom Aussehen her als genaues Gegenteil von dem bezeichnen könnte, was der normale Zuschauer als Horror betrachten würde, musste ich einfach etwas dazu schreiben.

Denn Horror ist für mich nicht zwingend spritzendes Blut, Wackelkamera, verdrehte Gliedmaßen, Schockeffekte, Dunkelheit, gruselige Tiere, hässliche Menschen, Gruseln.
Horror ist für mich viel mehr das Unbekannte, das Schreckliche, was wir nie finden können, Abgründe ohne Boden der Seele, der Natur. Das Gefühl, dass der wahre Horror auch in absoluter Schönheit passieren kann. Ich bin sicher, dass vieles, was der Mensch als Horror betiteln würde bei Sonnenschein geschah. Man denke nur an die wunderschöne Natur in Apocalypse Now oder die friedlichen Straßen in Shining oder, wenn man das Ganze in die Realität übertragen will, an den blauen Himmel über New York am 11. September. Horror kann überall passieren. In der dunklen Nacht, auf hellen Straßen, an Badeseen, zu Hause oder auch in sonnenüberfluteten Bergen.

Horrorfilme sind meiner Meinung nach einfach keine Filmen, in denen schmutzige hässliche Menschen sich die Arme umdrehen, ein paar andere Menschen blutrünstig abschlachten, rumschreien und am Ende rauskommt, warum und wie das alles passiert ist.
Horrorfilme sind für mich Filme mit einer knisternden Atmosphäre, die einen freundlich empfangen, nur um einen dann den Horror total in den Magen zu schlagen, die mit meinen Ängsten spielen, die mit dem Unbewussten spielen, den Alltag wie eine Schnapsleiche da liegen lassen und auch mich verzweifelt zurück lassen ohne Lösung und ohne Hilfe. Plötzlich ist die Welt so anders, so gruselig und auch wenn es ein pures Klischee ist, dass jetzt Nebel aufgezogen ist, während ich Picnic at hanging Rock gesehen habe, verstärkt das das Gefühl des Horrors. Denn Horror kann jederzeit überall passieren. Wir wähnen uns in Sicherheit, aber wir sind nicht sicher. Und wenn man sich besagten Film angeschaut hat, weiß man bestimmt was ich meine.

Dort ist es ein schöner, warmer Valentinstag und die Schülerinnen einer Privatschule machen einen Ausflug. Sie sind mit ihren weißen Kleidern die personifizierte Unschuld. Sie sind so schön, rein und glücklich, niemand würde glauben, dass ihnen etwas zustößt. Aber sie verschwinden spurlos und werden bis auf eine nie mehr wieder gefunden. Niemand weiß was passiert ist und warum. Niemand weiß, ob sie noch leben oder tot sind. Man weiß gar nichts und das ist der pure Horror. Bei der Buchvorlage schrieb die Autorin, dass der Leser selber entscheiden sollte, ob das alles Fiktion oder Realität ist. Und selbst wenn es Fiktion wäre, könnte es trotzdem realistisch sein. Man erinnere sich nur an all die ungelösten (Kriminal-) Fälle der Weltgeschichte, an all die verschwundenen Personen, an all die grausigen Ereignisse.
Oder wie Stephen King in einer seiner Geschichten schrieb: Die Wirklichkeit ist ein Rätsel und das Alltagsgewebe ist das Tuch, das wir darüberbreiten, um ihre Helligkeit und Dunkelheit zu kaschieren.
Wenn dieses Tuch beiseite geschoben wird, kommt der Horror raus und der muss nicht unbedingt dunkel wie die Nacht sein, er kann auch hell und klar sein, aber er ist eins auf jeden Fall: ein Rätsel, das unsere Welt zerstört, so klein sie auch sein mag.

Was meint ihr? Seid ihr auch der Meinung, dass Horror etwas unbewusstes, geheimnisvolles, atmosphärisches ist oder muss Horror für euch blutig und schreiend sein?

Freitag, 30. August 2013

IM AUFTRAG DES TEUFELS - Auch der König der Unterwelt geht arbeiten

(1997) / US / OT: The Devil's Advocate / Laufzeit: ca. 140 Minuten / FSK: 16 / Thriller
von Taylor Hackford - mit Keanu Reeves, Al Pacino



Wenn alles gut läuft, wenn du alles in deinem Job richtig machst, wenn wirklich kein Anzeichen einer schlechten Fügung aufkommt, ja dann würde ich mir mal Gedanken darüber machen ob da nichts Übernatürliches seine Finger im Spiel hat. Doch wenn es genauso läuft das man keine Sorgen hat, das man wie Anwalt Kevin Lomax (Keanu Reaves) ein Fall nach dem anderen gewinnt, egal wie auswegslos es scheint, und dann sogar nach New York eingeladen wird um einen höllisch guten Job zu ergattern, ja dann macht man sich anfangs auch gar keine Gedanken darüber, sondern man freut sich über das 'Glück'. Doch dieser Anwaltsthriller entwickelt sich zu mehr als nur fragwürdigen Verteidigungen von fragwürdigen Mandanten, das alles nimmt mystische Züge an, das alles ist doch nicht ganz so normal wie Lomax es sich gedacht hat.

Darf man hier eigentlich sagen das Al Pacino hier absolut göttlich war? Das wäre doch irgendwie eine Beleidigung in dem Sinne. Bleiben wir einfach dabei das er saugut war, Al Pacino eben wie er leibt und lebt. Doch sollte man ihn hier absolut nicht als einzigen hervorheben, Keanu Reaves hat mir selten so gefallen wie hier, als teils schmieriger, teils sympathischer Anwalt meistert er seine Rolle perfekt, wenn man bedenkt das er Seite an Seite mit Pacino spielt und nicht untergeht, nein ich würde sogar soweit gehen und sagen das die hier in der gleichen Liga gespielt haben, dann muss man ihm schon etwas Anerkennung zollen.

"Eitelkeit, eindeutig meine Lieblingssünde."

Was "Im Auftrag des Teufels" jedoch etwas trist erscheinen lässt, ist zu einem die etwas übertriebene Laufzeit. Ich habe nichts gegen lange Laufzeiten, doch müssen diese dann auch genutzt werden, hier habe ich vieles gehört was ziemlich uninterissant ist, überflüssig kann man sagen, hätte man diese Szenen weggelassen würde der Film noch packender erscheinen, der Spannungsaufbau geht dann nicht verloren, der Nervenkitzel würde erhalten bleiben. Deswegen kommt einem der Mittelteil eben etwas einschläfernd vor. 

Zum Ende kann man aber absolut keine schlechten Worte verlieren, ich saß mit großen Augen da und verfolgte den wohl aufregendsten Teil des Filmes, das Wortgefecht zwischen Pacino und Reaves ist absolut begeisternt, absolut grandios. Und wenn dann alles vorbei ist, wenn man jedenfalls denkt das alles vorbei ist, kriegt man nochmal einen Grund die Kinnlade fallen zu lassen und man fängt an das Finale zu interpretieren.

7.5/10


COLLATERAL - Tom Cruise versaut Jamie Foxx den Feierabend

(2004) / US / OT: Collateral / Laufzeit: ca. 120 Minuten / FSK: 16 / Drama, Action, Thriller
von Michael Mann - mit Jamie Foxx, Tom Cruise


Es ist Nacht. Du sitzt in deinem Taxi. Entspannende Musik. Unter anderem nervige Kunden. Eine sympathische Staatsanwältin. Ach, und ein Auftragskiller. Einer der aufregenderen Abende eines Taxifahres...

...und auf jeden Fall einer der aufregenderen Tom Cruise Filme, er ist nicht unbedingt einer meiner Lieblingsschauspieler, doch hier kam er als eiskaltes 'Monster' perfekt zur Geltung und hat mal gezeigt das er echt was auf dem Kasten hat. Mit Sätzen wie "Hast du schonmal von Ruanda gehört? Zehntausende sind an einem Tag gestorben. Niemand hat so schnell Menschen umgebracht seit Nagasaki und Hiroschima. Hast du auch nur eine Träne vergossen?" will er Max, den Taxifahrer, aber auch den Zuschauer die Augen öffnen. Oder einfach nur davon ablenken das es trotzdem unmenschlich ist, dass er Gott spielt und Menschenleben in der Hand hat. Die Rolle des Psychaters hat der feine Herr Killer auch drauf, ""Irgendwann...Irgendwann wird mein Traum wahr werden"...eines Nachts wirst du aufwachen, und feststellen, dass es zu spät ist [...]", er zeigt Max, und wieder dem Zuschauer, das man sich lieber etwas vorstellt und seinen Traum nur im Kopf erfüllt, anstatt ihn auch wahr werden zu lassen. "Collateral" ist also nicht nur ein guter Thriller, es ist irgendwie Kritik an der Menschheit. Keine die äußerst ausgereift wirkt, doch es ist eine die gut vorgestellt wird. Zwischen diesen "Was ist der Sinn des Lebens"-Gesprächen geht Vincent(Tom Cruise) seinem Job nach und befördert ein paar wichtige Leute ins Jenseits. Damit wird "Collateral" auch in Sachen "Action" aktiv, Spaß hat man bei den Szenen allemal. Vor allem erkennt man bei diesen Szenen wie eiskalt dieser Mensch Vincent ist, dieser Mensch der über das Leben philosophiert. 

Doch Tom Cruise ist hier auf keinen Fall der, der vollkommen im Rampenlicht steht. Jamie Foxx. Wow. Selten hat er mich so dermaßen überzeugen können, die Rolle des verängstigten, mit der Situation überforderten Taxifahrers, der eigentlich nichts im Leben kennt außer jeden Tag seine Mutter im Krankenhaus zu besuchen, seinem Traum eines eigenen Geschäftes hinterher zu jagen, und in Gedanken auf einer Insel auf den Malediven zu leben. Doch aus dieser Traumwelt ist er an diesem Abend herausgerissen worden.

7.5/10


Donnerstag, 29. August 2013

Alice im Wunderland - Ein kunterbuntes Märchen


Alice Kingsley (Mia Wasikowska) ist eine Träumerin. Sie ist anders als die anderen Damen in ihrem Alter. Das Korsette kann ruhig mal wegbleiben und die weißen Rosen können auch rot angemalt werden. Irgendwie immer auf der Suche nach der Antwort auf die Ursache dieses Umstandes findet sie die Lösung plötzlich in einem atemberaubenden Abenteuer im Wunderland. Bunte Blumen, sprechende Tiere, verrückte Hutmacher sind hier aufzufinden und mittendrinnen ein hitziger Krieg um die Krone der roten Königin (Helena Bonham Carter) den keine geringere als Alice selbst entscheiden soll. Gemeinsam mit dem Hutmacher (Johnny Depp) und ihren neuen Freunden macht sie sich auf den Weg in die entscheidende Schlacht um Unterland.

Menschen durchleben Veränderungen, jeder von uns. Ist man geeignet für dies? Ist das das richtige für einen selbst? Entscheidungen werden täglich getroffen, täglich wichtige, täglich entscheidende. Viele dieser Entscheidungen werden vor sich hingeschoben. Man nimmt sich gar das Recht heraus diese zu ignorieren und gar nicht mehr zu beachten, aber letztlich muss man oft feststellen, dass man das Ego auch mal zur Seite stellen muss um sich für seine Mitmenschen aufzuopfern. Im Endeffekt erzählt ALICE IM WUNDERLAND genau solch eine Geschichte. Eine Geschichte vom Erwachsen werden, ja eine richtige Verwandlung, die Tim Burton auch wunderbar in Verbindung mit der Metamorphose einer Raupe setzt und eine Geschichte in der das Schicksal selbst in die Hand genommen wird.

Und genau hier liegt auch der Punkt warum der Zuschauer so spielend leicht über die Laufzeit getragen wird. Die Kreativität und Genialität des Tim Burton ist schlicht und ergreifend imposant. Mit einer bunten tadellosen Märchenlandschaft bietet er nicht nur etwas fürs Auge sondern er bietet auch sich selbst sehr viel Platz und Raum um seiner künstlerischen Ader freien Lauf zu lassen. Hier hat er selbstverständlich auch den Vorteil, dass er neben dem vorgegebenen Rahmen auch seine eigenen Ideen und Vorstellungen verwirklichen kann und somit zu einem hinreißenden und faszinierenden Märchen für jedes Alter einlädt.


Der ordentliche Cast, gebildet aus den Hauptakteueren Johnny Depp, Mia Wasikowska und Helena Bonham Carter, harmoniert prächtig mit den liebenswürdigen Figuren und gibt ein super Bild ab. Einziges Manko in der Besetzung bleibt die Hauptdarstellerin, was gleichzeitig ein ziemlich großes Problem darstellt, da sie den Film in keiner Weise trägt oder prägt. Abgesetzt wird die Last auf die animierten Publikumslieblinge oder die stark aufspielenden Namen Depp und Carter. Masikowska bleibt schauspielerisch genauso blass wie ihr ausdrucksloses Gesicht und wird von Zeit zu Zeit unsympathischer. Das bringt die ganze Vorstellung hinter dem Film ein wenig ins Wanken. Die Heldin mit der, der Zuschauer mitfiebern soll, hinter der er stehen soll, die ihn in den Bann ziehen soll. Diese Heldin ist leider nicht vorhanden und ohne sie leider auch eben jene Vorstellung nicht.

Ansonsten gibt es jedoch rein gar nichts zu bemängeln. Ein weiterer Film aus dem Hause Disney, an den man sich gerne zurück erinnert, ein weiterer Film aus der Feder Burtons, der einen hypnotisiert und in seinen Bann zieht und ein weiterer Film mit Johnny Depp der sich in der Spate ´Top- Filme´ einreihen kann.

ALICE IM WUNDERLAND ist ein toller Mix aus Märchen, Komödie und Kinderfilm, der Jung und alt gleichermaßen beeindrucken kann. Das etwas zu kurz geratene Ende und die schwache Hauptdarstellerin können die Freude, die man beim sichten des Filmes erfährt nicht kaputt machen und so entwickelt sich ALICE IM WUNDERLAND zu einer Reise in eine Traumwelt, die seinesgleichen sucht. 

Bewertung: 08/10


Genre: Abenteuerfilm
Originaltitel: Alice in Wonderland
Regisseur: Tim Burton
Darsteller: Mia Wasikowska (Alice), Johnny Depp (Hutmacher), Helena Bonham Carter (die Rote Königin)
Erscheinungsjahr: 2010
Produktionsland: USA
Laufzeit: 108 Minuten
Originalsprache: Englisch
Altersfreigabe: FSK 12

Abraham Lincoln Vampirjäger - Geschichte mal anders´


„Die Geschichte zieht Legenden den Menschen vor, sie zieht den Adel der Brutalität vor, pathetische Regeln den uneigennützigen Taten. Die Geschichte gedenkt der Schlachten jedoch nicht des Blutvergießens. Was auch immer die Geschichte hinsichtlich meiner gedenkt, falls sie das überhaupt tut, so wird dies nur ein Bruchteil der Wahrheit sein.“

Im Jahre 1818 leben die Lincolns auf der Plantage des Jack Barts. Dort müssen sie ihre Schulden abarbeiten und die Lebensumstände sehen alles andere als rosig aus. Als Lincolns Freund Will (Anthony Mackie) eines Tages misshandelt wird geht Abraham ( Benjamin Walker) dazwischen und zieht somit den Ärger von Jack Barts auf seine Familie. Noch in derselben Nacht erkrankt seine Mutter an einer unbekannten Krankheit, die sie aus einer Begegnung mit Barts davongetragen hat. Fortan lebt Abraham für die Rache an dem Mörder seiner Mutter. Jahre später, erfährt Lincoln beim Versuch Barts zu erschießen, dass der Mensch nicht die einzige Spezies auf diesem Planeten ist. Barts ist ein Vampir. Mit der Hilfe von Henry Sturges (Dominic Cooper) lässt sich Abraham zum Vampirjäger ausbilden um seinen Traum von Vergeltung endlich in ein wahrhaftiges Ereignis umzumünzen.

Das Gefühl, dass einen beschleicht, wenn Familienangehörige sterben ist wohl eines, dem man so lang wie möglich entgehen möchte. Als Kinder und Jugendliche werden wir langsam aber sicher an die Thematik herangeführt, indem entferntere Verwandte sich von ihrer irdischen Hülle befreien, doch das Gefühl wenn einem in jungen Jahren, der wichtigste Teil seiner Existenz wegbricht, dürfte wohl eines sein, dass in Worte nicht auszudrücken ist. Diese Thematik ist Grundlage von ABRAHAM LINCOLN – VAMPIRJÄGER, jedoch schlägt der Film eine ganz andere Richtung ein. Eine viel actionreichere und erschreckendere Richtung, die an sich natürlich nicht schlechter ist, jedoch in Anbetracht dessen, dass sich der Film ungemein ernst nimmt womöglich die falsche war.
Der Film besticht vor allem durch seine glorreiche optische Darstellung, seinen erschütternden Score und durch Zeitlupensequenzen, die aller erste Sahne sind. Erstaunlich wie düster und bedrückend man die Ländereien in Ilinois einfangen konnte und neben alldem sind auch die Kostüme und die Settings absolut meisterhaft. Hier hat man keinerlei Kosten und Mühen gescheut um dem Zuschauer zumindest etwas für die Augen bieten zu können.
Vor den fabelhaften Settings steht eine Riege von Schauspielern, die zwar alle relativ unbekannt sind, aber dennoch ordentliche Leistungen abliefern. Gerade Hauptdarsteller Benjamin Walker, der den amerikanischen Präsidenten Abraham Lincoln mimt, kann vor allem gegen Ende mehr und mehr von sich überzeugen und eine ernst zu nehmende Schauspielarbeit hinterlässt.



Die auf den ersten Blick ziemlich abstrus erscheinende Geschichte, ist gar nicht mal so schlecht anzusehen wie man das wohl im Vorfeld denken mag. Das heißt nicht, dass sie dem Zuschauer im fortgeschrittenen Stadium weniger abwegig vorkommt, aber dass man sehr gut mit dem Plot zurechtkommt. Die Produzenten und Drehbuchautoren haben sich zumindest ein wenig Mühe gegeben, die Handlung in einen historischen Rahmen einzumeißeln, auch wenn man hier noch wesentlich mehr Möglichkeiten gehabt hätte, den Zuschauer zu verblüffen, denn die Kriegsszenen waren doch sehr ansprechend, sie waren etwas neues und erfrischendes, dass sehr zu gefallen wusste. Generell die Choreografien der Kampfszenen, können sich erst im Laufe des Filmes zu etwas besonderem entwickeln. Zu Beginn wirken sie simpel, unkreativ und langweilig auf den Zuschauer.
Das größte Problem von ABRAHAM LINCOLN – VAMPIRJÄGER ist wohl tatsächlich der fehlende Tiefgang, der angesichts der Tatsache, dass der Aufhänger des Films der Tod einer Mutter ist, absolut notwendig gewesen wäre. Die zahlreichen Versuche, die man unternommen hat um diese Emotionen darzustellen, gingen gründlich schief und so kann man den Streifen auf keinen Fall so ernst nehmen wie er es selbst teilweise dann doch tut.
Ein weiteres Manko sind die Horror – Elemente, die den Zuschauer nicht zu schocken wissen. Gruselspaß ist hier demnach Fehlanzeige, eignet sich ABRAHAM LINCOLN – VAMPIRJÄGER doch viel eher um den eigenen Blutdurst zu stellen, denn Blut gibt es hier allerhand.

Unterm Strich kommt hier ein sehenswerter, kurzweiliger Vampir-Horrofilm heraus, der seinem Namen nicht immer gerecht werden kann, aber mit einer Gänsehautatmosphäre zumindest andeutet, was für ein Potenzial hier vorhanden ist. Ein Film mit vielen gut aufgebauten Charakteren, die auch ohne die zugehörige Charakterzeichnung auskommen. Ein Film voll mit guter Action. Ein Film zum Kopf abschalten.   

Bewertung: 06/10


Genre: Action, Horror
Originaltitel: Abraham Lincoln: Vampire Hunter
Regisseur: Timut Bekmambetow
Darsteller: Benjamin Walker (Lincoln), Dominic Cooper (Henry), Anthony Mackie (Will)
Erscheinungsjahr: 2012
Produktionsland: USA
Laufzeit: 105 Minuten
Originalsprache: Englisch
Altersfreigabe: FSK 16

Mittwoch, 28. August 2013

Short Review: Mindhunters


Es klingt ganz einfach. Sieben Profiler des FBI legen ihre Abschlussprüfung auf der unbewohnten Insel Oneiga Island ab. Ziel des Aufenthaltes ist es einen erfundenen Serienkiller namens ´Der Puppenspieler´zu charakterisieren und ihn aufgrund dieser Erkenntnisse zu stellen. Schnell jedoch merken sie das etwas an dieser Operation nicht stimmt. Die Gruppe erkennt, dass sie auf der Insel isoliert sind. Als dann jedoch das erste Gruppenmitglied umgebracht wird, ist jedem auf der Insel klar, das diese Übung kein Spaß ist sondern bittere Realität. Der Mörder ist einer von ihnen und schon bald wird der Aufenthalt des FBI-Teams zu einem Katz und Maus – Spiel voller Misstrauen, falscher Verdächtigungen und Wendungen, bei dem keiner der Beteiligten auch nur im Ansatz erahnen kann wann seine Zeit abgelaufen ist.

Mit MINDHUNTERS begibt sich der finnische Regisseur Renny Herlin an einen verlassenen Ort um dort ein hinterlistiges Psychospielchen zu erschaffen welches den Zuschauer mehr als nur einmal um die Nase herumführt. MINDHUNTERS ist einer dieser Filme, die es lieben das Publikum auszutricksen, sie auf die falsche Fährte zu locken und somit zur Weißglut zu treiben. Dabei ist es egal ob Logiklücken entstehen oder sonstige Ungereimtheiten auftauchen. Der Film will manipulativ auf den Zuschauer wirken und diesen auf diese Art und Weise faszinieren. Der Streifen macht genau das auch wirklich gut. Erst wenn auch wahrlich jede einzelne Möglichkeit ausgeschöpft wurde wird der Film enttarnt, wird die Lösung aufgedeckt. Der Zuschauer glaubt bis zum Schluss an eine genau andere Aufklärung wie sie letztlich visuell veranschaulicht wird. Es ist ein Streifen voller Twists, Tricks und Finten, voller Spannung und Glanzmomenten, voller Brutalität und Schonungslosigkeit.

Dabei ist es unendlich wichtig, das sich MINDHUNTERS selbst nicht uneingeschränkt ernst nimmt. Die teilweise einfallslosen Motive wie der Ablauf der Zeit solch eines darstellt, der Cast oder auch die Figuren an sich. MINDHUNTERS gibt nicht vor etwas zu sein was er letztlich nicht ist. Er will seine Charaktere nicht unnötig tiefgründig gestalten, sie bleiben allesamt austauschbar und im Endeffekt auch unwichtig. Ein paar wenige Eigenschaften werden auf den Tisch gebracht um die Story so glaubwürdig wie möglich weiter zu verkaufen, was jedoch mehr gezwungen als gewollt ist. Das Problem ist das all diese durchaus positiven Aspekte dennoch am Ende des Tages zu keinem unfassbar guten Film führen. Durch die vielen Twists hat man es sich gar ein wenig einfach gemacht, die zahlreichen Wendungen suggerieren dem Zuschauer eine Komplexität die unter keinen Umständen vorhanden ist. Die aalglatten Charaktere sind deshalb noch lange nicht besser als die tiefgründigen Figuren, die uns die Filmgeschichte zu tausenden bescherte. Ein kurzweiliger, teilweise enorm spannender Psychothriller ist daher nicht gleich ein besonders wertvoller Film.


Freunde des etwas trashigeren Psychothrillers werden in MINDHUNTERS einen Heidenspaß haben. Er bietet ja dennoch letztlich einiges. Allen voran ist das das ebenso beklemmende wie spannende Grundszenario, welches wohl das positivste Faktum des Filmes darstellt. Ein sehr empfehlenswerter, erfrischender Psychothriller, der das Publikum zu unterhalten versteht, jedoch früher oder später zu Recht in Vergessenheit gerät.


Bewertung: 06/10


Genre: Psychothriller
Originaltitel: Mindhunters
Regisseur: Renny Harlin
Darsteller: LL Cool J (Gabe), Val Kilmer (Jake), Kathryn Morris (Sara)
Erscheinungsjahr: 2004
Produktionsland: USA, UK, Niederlande, Finnland
Laufzeit: 102 Minuten
Originalsprache: Englisch
Altersfreigabe: FSK 16

Dienstag, 27. August 2013

Ian Curtis. Joy Division. Und eine Tragödie - CONTROL

Er sitzt mit seiner Geliebten im Taxi. Sie haben gerade geheiratet. Beide sind nicht älter als 20 Jahre. Sie strahlt. Er ebenfalls. Schaut dann für einen Moment ratlos. Diese Szene erinnert stark an DIE REIFEPRÜFUNG. So bezaubernd und doch so melancholisch wird damit das zerrüttete, karriere- und krankheitsgeplagte Leben des Ian Curtis, Frontsänger der Band 'Joy Division', eingeleitet.

Curtis ist ein Mann und Musiker, der seine Gefühle nur bei den engsten Geliebten und den eigenen Werken zum Ausdruck bringen kann. Und diese sind von Schmerzen geplagt, depressiv durch und durch. “I can now see everything falling to pieces before my eyes.” Nachdem er beschlossen hat, der Sänger einer Band zu werden, die eben verzweifelt auf der Suche nach solch einem waren, schoss er schlagartig in ein anderes Leben. Und musste damit klar kommen. Oder es immerhin realisieren, dass er damit klar kommen muss. Doch es ging so schnell, zu schnell für einen psychisch belasteten Menschen der dazu unvorteilhafterweise auch nach an Epilepsie litt. Neben der Karriere macht die schwangere Frau das Leben nicht viel leichter. Und der Job beim Arbeitsamt, denn das große Geld kommt nicht sofort.


"Ich stehe da oben und singe, aber niemand hat eine Ahnung davon, wie viel es mich kostet und welche Auswirkungen das auf mich hat. Und jetzt wollen sie noch mehr, sie erwarten immer mehr. Ich weiß aber nicht ob ich das kann. Es ist als würde all das nicht mir passieren, sondern jemanden, der zwar aussieht wie ich, aber nur vorgibt ich zu sein."






Ablenkungen wie Affären verstärken den Sog des Kummers nur noch und die schwarz-weißen Poesiebilder wirken von Szene zu Szene immer dunkler. Curtis Leben war kein schönes. Er war nie ein Mensch, der solch einen Lebenswandel hätte aushalten können. Der Ausstieg aus dem Ganzen scheint unmöglich und so kalt er stellenweise auch wirken mag, an seine Bandkollegen denkt er auch. Denn ohne seinen markanten Tanzstil und der Bass-Bariton-Stimme wäre Joy Divison nicht groß geworden, groß geblieben.

CONTROL ist ein Biopic, das auf konventionelle Regeln verzichtet, und das bestmögliche dafür tut, den 'Helden' des Filmes so darzustellen, wie es sein sollte. Nicht wie es einige gerne hätten. All seine dunklen, deprimierenden Seiten mussten zur Schau gestellt werden. Die wenigen, glücklichen Abschnitte durften sich nur leicht in das Gehirn brennen. Anton Corbijn hat sich genau das vorgenommen und umgesetzt. 

Curtis Leben ist sicherlich kein beneidenswertes, doch auf jeden Fall fasziniert es. Eine so gewaltige Stimme, die dazu noch eine Unmenge an Talent und Kreativität besitzt, hätte eigentlich die besten Chancen in diesem Geschäft. Doch irgendwo müssen ja auch die negativen Eigenschaften verteilt werden und deswegen war Ian's Tod nach dem ersten Epilepsieanfang beschlossene Sache.

Die entfärbten Bilder wirken wie eine lange Fotografieausstellung, unterstreichen das trotz dem Medienrummels triste Leben des Ian Curtis und erzählen, wie er zwischen Wohnsiedlungen und Clubs seinen letzten Auftritt hinlegt, noch einmal "Ich liebe dich" sagt und sich dann verabschiedet.


"Ich bin gefangen in einem ständigen Kampf zwischen dem was ich für mich als richtig empfinde und der verzerrten Wahrnehmung der Anderen."


8.0/10


Montag, 26. August 2013

Invictus - Eastwood´s nächster Streich?


Times change, we need to change as well.“

Nach Regie-Erfolgen wie beispielsweise ´Million Dollar Baby´ und ´Gran Torino´, bahnte sich mit INVICTUS ein weiterer sehr aussichtsreicher Kandidat auf einen weiteren Clint Eastwood – Kracher an. Mit der Geschichte Mandela´s hatte er eine zu ihm durchaus passende Thematik an Land gezogen und verfilmt. Mit Morgan Freeman und Matt Damon zog er ein Schauspiel-Duo hinzu, welches die vielversprechende These eines weiteren Erfolges unterstützte. Herausgekommen ist eine ehrliche und berührende Geschichte, die jedoch in ihren schwächsten Momenten doch etwas langatmig erscheint.

Nelson Rolihlahla Mandela heißt der legendäre Bekämpfer der Apartheid und frisch gewählte Präsident Südafrikas. Doch auch nach dem Ende der Rassentrennung halten sich weiter Vorurteile und Abneigung im ganzen Land. Mandela hat ein schweres Los gezogen und doch ist er überzeugt seine Aufgabe zu lösen. Er muss die Rassen zusammen bringen um einen produktiven Staat zu schaffen. Hilfe findet er in der Rugby-Nationalmannschaft und deren Kapitän Francois Pienaar. Die Springboks jedoch scheinen bei der Weltmeisterschaft 1995 im eigenen Land chancenlos zu sein. Mandela macht die WM zu einem persönlichen Anliegen und setzt alles daran das Unmögliche möglich zu machen. Ein geeintes Südafrika.

Eastwood´s Regie besticht vor durch ihre Klarheit und Aussagekraft. Kein Geschnörkel, keine Effekte, sondern auf den Punkt gebracht. Jedes Bild erreicht den Zuschauer, jedes Bild wird verstanden, jedes Bild ist auf simple Art und Weise eine Aussage. Diese geniale Eigenschaft spielt auch in INVICTUS eine tragende und entscheidende Rolle. Gerade bei dieser brisanten Thematik entwickelt Eastwood ein feines Gespür für Timing, Settings und Dialoge. Häufig versucht er den Zuschauer zu manipulieren, ihm Gänsehaut aufzuzwingen, ihm Gefühlsregungen zu entlocken. Genau diese Versuche jedoch sind es die im Falle von INVICTUS einen Tick zu häufig misslingen. Sie sind der Grund warum der Film die Voraussetzungen nicht komplett umsetzen kann. Dennoch hat INVICTUS diese Momente in denen die Gänsehaut urplötzlich auftaucht, diese Momente in denen Bilder das Herz berühren. Eastwood zeigt in diesem Film, dass er zwar die Gabe eben diese Momente zu kreieren besitzt, jedoch nicht gezielt genug einsetzen zu vermag. In einigen Situationen hätte er die Gefühle und die Atmosphäre, die Bilder an sich einfach weiter überziehen müssen. Es ist doch auch die Kultur dieses Volkes. Laut, bunt, außergewöhnlich, übertrieben eben. Mit seiner ruhigen, beschaulichen Art, kann Eastwood zwar seine Schauspieler und seine Aussagen wunderbar zum Ausdruck bringen und somit einen künstlerisch wertvollen Streifen entwickeln, jedoch nicht das volle Potential und dieses Potential war riesig, ausschöpfen.


I may break my arm, my leg, my neck, but I will not let that freaking guy go.“

Neben der eigentlichen Aussage und Geschichte des Filmes, besticht INVICTUS zusätzlich noch mit sehenswerten Rugby-Szenen, die dem Streifen ein zusätzliches Bonbon verleihen. Gerade das Finale gegen Neuseeland entwickelt sich zu einem wahren Highlight und rundet den Film ordentlich ab. Gerade Matt Damon kann hier mit seinen neu erlernten Fähigkeiten aufwarten und gibt eine gute Figur in diesem harten Sport ab. Generell sind die Eigenschaften die sich Freeman und Damon einverleiben mussten um in diesem Film spielen zu können unheimlich beeindruckend. Wahrscheinlich imposanter als das Schauspiel an sich. Gerade der südafrikanische Akzent macht den Film ein gutes Stück lebendiger. Freeman verwandelt sich vor den Augen des Zuschauers wahrlich zu Nelson Mandela. Die Besetzung ist wahnsinnig glaubwürdig und gut gewählt.

Clint Eastwood nimmt uns in INVICTUS mit auf eine Reise quer durch ein von Vorurteilen überflutetes Land und zeigt uns mit ruhiger Hand eine Entwicklung die beeindruckend und erfreulich zugleich ist. Der Film ist ein Beweis von Entschlossenheit und Glaube. Ein Abbild einer bemerkenswerten Geschichte und einer noch bemerkenswerteren Persönlichkeit.



I thank whatever gods may be / For my unconquerable soul. / I am the master of my fate / I am the captain of my soul."


Bewertung: 07/10


Genre: Drama
Originaltitel: Invictus
Regisseur: Clint Eastwood
Darsteller: Morgan Freeman (Nelson Mandela), Matt Damon (Francois)
Erscheinungsjahr: 2009
Produktionsland: USA
Laufzeit: 134 Minutenn
Originalsprache: Englisch, Afrikaans
Altersfreigabe: FSK 6

Sonntag, 25. August 2013

Paul Verhoevens Lebenszeichen - TRICKED

(2012) / NL / OT; Steekspel / Laufzeit: ca. 54 Minuten / FSK: 16 / Drama
von Paul Verhoeven - mit Peter Blok, Robert de Hoog, Gaite Jansen
Ja, er lebt noch und ja, er dreht auch noch Filme. Der Mann, der mit STARSHIP TROOPERS, TOTAL RECALL oder auch ROBOCOP Meilensteine abgeliefert hat, ist seit geraumer Zeit vollkommen aus Hollywood verschwunden und verbringt seine letzten Jahre als Filmschaffender zu Hause, in den Niederlanden. Vor ca. 7 Jahren, also 2006, hatte er mit BLACK BOOK ganz ohne große Studios einen überwältigenden Kriegsepos gedreht. Das Fahrrad fahren bei uns ist eben das Regie führen bei ihm, das verlernt er nicht. 2012 hat er sich dann, 6 Jahre nach seinem letzten Film, Gott sei dank wieder zurückgemeldet - wenn auch mit nur einem knapp 60 minütigen Filmchen. Random Fact: Fans waren maßgeblich an diesem Projekt beteiligt, mit eingesendeten Drehbüchern haben Sie Verhoeven inspiriert.

TRICKED heisst das gute Ding und dürfte das vielleicht bodenständigste Werk Verhoevens darstellen. Es geht dieses Mal nicht um Sci-Fi und Vergangenheitsstorys, er nimmt sich hier die nötige Gelassenheit und stellt eine Familie dar. Das wars. Diese Familie hat's aber in sich, dafür dass nur eine knappe Stunde gezeigt wird, werden um die ~5 Personen genial dargestellt. Präzisiösen Tiefgang darf man sich da natürlich nicht erhoffen, aber so oft wie es bei Verhoeven der Fall ist, spielt hier einiges unter der Oberfläche und der eigene Grips darf den Rest der leicht angehauenen Charaktere freilegen.

Man hätte hier schnell in eine lange GZSZ-Folge verfallen können, doch schafft es der Gute sich ideal in diese sonst so klischeebefallenen Geschehnisse einzufügen und seine unverkennbare Note zu hinterlassen. Diese Note hätte bei Spielfilmlänge wahrscheinlich angefangen zu nerven, doch der Mann hat eben einen begnadeten Überblick und somit etwas abgeliefert, dass schön kurz und deshalb knackig bleibt.

Verhoevens Familienprofil ist extravagant und deswegen oft auch mit einem Fragezeichen ausgestattet, doch bietet es genau deswegen eine Würze, die man in größeren Filmen schmerzlich vermisst. Der Altmeister wagt sich selbst in so einem kleinen Film etwas, was wenige tun würden und kreiert somit einen extrem kurzweiligen und unterhaltsamen Streifen, den man kaum einordnen kann und möchte. Als seine Hauptfigur nimmt er Peter Blok (= alter Lusthund) der mit seinem Fremdgeh-Drang in ein zunächst dunkleres Licht gerückt wird. Doch zielt der Film gar nicht darauf ab, deswegen über ihn zu urteilen, viel mehr werden Facetten gezeigt, die viele andere Filme mit solch einem Thema einfach außen vor lassen. An sich ist TRICKED ein ziemlich offenherziger Film. Trotz den Konsequenzen, die solche Aktionen mit sich bringen und mit der Marke "ach, so schlimm ist das doch nicht!" wird hier auch nichts gerechtfertigt, schaut man mit einem weiteren Blick auf die Familie und zwischenmenschliche Beziehungen, die heutzutage im allgemeinen einfach anders, verklemmter sind.

Abgerundet wird das mit perfekt treffenden Komikszenen, die trotz der eigentlichen Ernsthaftigkeit des Filmes ein Lächeln ins Gesicht zaubern und somit schön auflockernd wirken. Verhoeven kann es immer noch und ob er nun ein Hollywoodstudio zur Verfügung hat oder Independent arbeitet, es kommt jederzeit etwas interessantes, anregendes dabei raus. 

7.0/10

BATMAN (1989) - 'Gotham City. Always brings a smile to my face.'

(1989) / US / OT: Batman / Laufzeit: ca. 121 Minuten / FSK: 12 / Action, Krimi
von Tim Burton - mit Michael Keaton, Jack Nicholson, Kim Basinger


"Let me tell you about this guy I know. Jack. Mean kid. Bad seed. Hurt people."
-"I like him already."

Das die jüngere Generation die alten Batman-Filme nicht einmal kennt und annimmt, dass Christopher Nolan Batman erfunden hat, ist schon irgendwie traurig. Aber zum Glück gibt es ein paar Außnahmen und auch wenn ich nicht wie der große Rest über Batman gedacht habe, war der Anreiz die alten Filme zu schauen, ziemlich klein. Mit Heath Ledger und Christian Bale hat man meine Befriedigungsmaßstäbe schon ordentlich in die Mangel genommen. Dennoch und nach ein bisschen Überwindung: Der 80er Batman hat was!

Die Story bleibt nichtsdestotrotz bekannt: Bruce Wayne muss als kleiner Junge mit ansehen wie seine Eltern von einem Gangster erschossen werden, er beschließt daraufhin sein Leben auf Gerechtigkeit und Genugtuung umzulenken, wird zum dunklen Rächer und tritt in fortgeschrittenem Alter dann auf den Mörder seiner Familie. Das Monster, dass er dabei erschafft: Der Joker.

Michael Keaton (= passend und irgendwie doch so fehl am Platz) spielt eine außergewöhnliche Fledermaus. Keine, die in einen heutigen Actionepos der Marke Hollywood passen würde. Tim Burton hatte einfach vollkommen andere Intentionen was das Profil des DC-Helden anging, als Nolan. Täuschend, wenn man die alten Filme erst nach den neuen schaut, denn Keaton wirkt vor allem ohne schwarze Kluft eher wie ein Schluck Wasser der selber nicht weiß, wie er durch's Leben trotten soll. Aber ich habe es akzeptiert, denn im Endeffekt wirkt das bei einer Person mit solch einer Vorgeschichte ziemlich authentisch.



Fokusiert habe ich mich aber sowieso auf den eigentlichen Star des Filmes: Ladys and Gentleman, der Mann mit der heilenden Lache, Jaaack Nicholson! Wieder ist es völlig normal Vergleiche mit Heath anzustellen, doch ist der einzige Entschluss der vernünftig ist, dass beide unendlich genial performen. Spannungstechnisch ist BATMAN kein Highlight und eher ein ziemliches Brett (flach, nicht positiv gemeint), doch wie Mr. Nicholson die Aufmerksamkeitsspanne des Zuschauers immer wieder einfängt und in vernünftige Richtungen lenkt, ist verdammt stark. Der Gesten- und Mimikkönig der Unterwelt liefert eine unglaubliche One-Man-Show ab, so dass man im Endeffekt nur noch ihn sehen möchte. Zum Finale hin soll er trotzdem verlieren, und das ist einfach ganz großes Kino: Er schafft es eine außerordentliche Sympathie herzustellen und trotzdem dafür zu sorgen, dass der Zuschauer mit den Siegesgedanken beim eigentlichen Helden bleibt. 

Der 89`er Ableger begeistert mit theatrösen Einstellungen, netten Politikgedanken und einem überwältigendem Jack Nicholson, doch möchte als Ganzes heutzutage nicht mehr all zu frisch wirken. Die Idee von Gotham sickert einigermaßen gut durch, schade nur, dass schon damals mehr Potenzial drinnen war. Burtons Vorstellung dieser Zweier-Welten-Spaltung ist dennoch keine uninteressante und beweist mit seinem Hang zum Abstrakten eine beinahe schon kryptisch wirkende Version des traurigen Helden.

"I made you, you made me first."

6.0/10


Samstag, 24. August 2013

Audreys Gedanken zu... Freiheit



Freiheit. Hach, das Thema hatte die Menschheit schon so oft. Gab es jemals eine Zeit, wo niemand darüber philosophiert hat, was Freiheit ist? Lag nicht schon jeder mal im Bett und dachte sich: Ich will doch einfach nur frei sein.

Was Freiheit ist, hat sich in der Menschengeschichte immer mal wieder geändert, doch seit einigen Jahrzehnten scheint man sich schlussendlich auf etwas geeinigt zu haben. Freiheit ist: Du darfst alles tun, solange du niemanden anders beschädigst. Zumindest ist das die Sicht vieler.

Bei The Bling Ring definiert sich die Freiheit für die Protagonisten nur auf das Du darfst alles tun. Zwar fällt in dem Film selber nie das Wort Freiheit, dennoch ist es nicht schwer zu erkennen, dass sie frei sein wollen und es ihrer Meinung nach auch sind. Sie setzen sich über sämtliche Vernunft der Erwachsenen und des Gesetzes und brechen in den Häusern der Stars ein. Zu Hause haben sie Probleme, aber nachts da können sie tun, was sie wollen. Sie haben das Gefühl, niemand könnte sie daran hindern. Sie sind naiv, unbekümmert und gerade das definiert nicht nur die Jugendlichkeit sondern auch ihre Freiheit. Würden sie ihre Taten hinterfragen, wäre die Illusion zerstört. Doch das Gesetz holt sie ein und plötzlich sind sie nicht mehr frei - ganz im Gegenteil. Doch anstatt nun ein Coming-of-Age durchzumachen, leugnen sie ihre Taten oder nehmen sie einfach bedingungslos hin. Gerade in den Interviews mit Nicki (gespielt von Emma Watson) wusste ich nicht mehr so Recht, was ich von ihr halten sollte. War sie jetzt total falsch und versuchte sich so rauszureden oder glaubte sie am Ende, was sie sagte und hing immer noch in ihrem Freiheitstraum fest, in dem sie die Vernunft ignorierte? The Bling Ring ist eins von den Generationenpoträts, die in den letzten Jahren anfangen immer rascher zu sprießen. Und ich rede hier nicht nur von Filmen, sondern auch von Büchern und den anderen Medien, ja sogar simple Fernsehdokus versuchen dauernd irgendeine Facette unserer ach so schrecklichen Generation einzufangen. Wir sind die Generation, die alles machen könnte und die alles will. Wir sind verdorben und verwöhnt von Luxus, Konsum, Farben, Geräuschen, von der ganzen schönen Welt. Während unsere Eltern Alpträume von Steuererklärungen haben, kippen wir uns Alkohol in den Körper. Unsere Eltern haben das früher auch gemacht, aber wir machen es viel radikaler. Wir sind Zeitbombe und Hoffnung zugleich. Wir sind die Zerstörung und die Zukunft. Wir sind die, die es besser haben und die es besser wollen. Egoistisch, verwöhnt, unwissend. Sind wir so? Sind wir wirklich so?

Eine Lehrerin von mir meinte mal, dass es die Jugendlichen schwerer haben als früher, weil wir zu viele Möglichkeiten hätten. Ich weiß bis heute nicht, ob ich ihre Aussage für richtig oder falsch erachten soll. Einerseits liebe ich es, so viele unzählige Möglichkeiten zu haben und weiß ja auch nicht, wie es damals war. Andererseits sehe ich auch fast täglich meine Generation und frage mich ernsthaft, ob all die Vielfalt uns nicht insgeheim verrückt macht. Aber es will mir einfach nicht in den Kopf, dass es nicht zum natürlichen Prozess von jedem gehören soll, unbekümmert den Tag zu nutzen, Regeln zu brechen ohne sie vorher hinterfragt zu haben und auch mal was zu riskieren, was gegen jede Vernunft geht. Während ich das schrieb, wurde ich mir sicher: Es gehört dazu. Jeder Mensch muss doch mal ein bisschen rebellieren, muss mal mit Regeln brechen, muss die eigene Definition von Freiheit suchen. Aber jeder muss das auch auf seine eigene Weise tun. Nur tut das heute keiner mehr. Ein Außenseiter zu sein, ist so leicht wie noch nie zuvor. Du musst nur die falschen Sachen tragen oder mit den falschen befreundet sein und schon kannst du deine Karriere als Cooler Mitschüler vergessen. Oder auch wie bei mir: Niemand verachtet mich für das was ich sage, nur dafür, dass ich nichts sage. Ich selber finde mein Leben toll, aber wenn mich jemand danach fragt, klingt es langweilig, weil ich eben nicht auf der Party war, weil ich nicht den und den kenne, weil ich eben nicht das tu, was alle tun, sondern mir selber still meinen Weg grabe. Würde ich Nein sagen zu dem Angebot, mit ein paar unvernünftigen Gesetzesbrüchen zu einem interessantem Mensch zu werden? Ich weiß nicht, wirklich nicht....

Sofia Coppola zeigte es ein wenig. Sie zeigte mir "meine" Generation und sie gab dieser Generation einen "voll tollen" Lifestylefilm. Doch die Protagonisten entwickelten sich am Ende nicht, sie blieben dieselben, selbst nach Gefängnis und Verleumdung. Sie haben ihre Freiheit nicht gefunden, nur eine zerplatzte Hülle. Sie werden weiter suchen oder sie werden einfach stehen bleiben. Die Zukunft ist ungewiss, wie bei jedem. Heute räumen wir noch die Bierflaschen von der letzten Hausparty weg und morgen räumen wir Akten weg. Heute probieren wir Paris Hiltons Schuhe an und morgen hören wir Lindsay Lohan in der Zelle neben uns heulen. 

Den Tag nutzen können, aber dabei nicht den nächsten zerstören - ist das in Wirklichkeit Freiheit?