Samstag, 31. Mai 2014

Iron Man 3 - Der Tiefpunkt des Superhelden


Es ist noch nicht allzu viel Zeit vergangen als Iron Man Ivan Vanko die Stirn bot oder New York bei der Bedrohung durch Aliens zu Hilfen wusste, da stürzt auch schon die Nächste Gefahr ins Haus. Der Wissenschaftler Aldrich Killian entwickelt ein Verfahren das ihm ermöglicht die menschliche DNS beliebig zu verändern. Mit Hilfe dieses Experimentes sorgt eine Figur Namens ´der Mandarin´ für Angst und Terror in der USA. Immer wieder ereignen sich neue Anschläge und Explosionen. Als Stark den Mandarin zu einem Zweikampf auffordert, wird seine Existenz bedroht und nicht zuletzt seine Freundin Pepper. Doch irgendetwas stimmt nicht an der ganzen Geschichte. Stark muss sich zuerst einmal klarmachen wer sein Gegner ist, bevor es zum finalen Showdown kommt.

Es gibt immer wieder Filme, die einen den Glauben in die Menschheit und noch viel mehr den Glauben in das Auge der Menschen verlieren lassen. IRON MAN 3 ist entspricht dem Typus solcher Werke zu 100 Prozent. Wenn man sich vor Augen führt, dass dieser Streifen der 5. erfolgreichste Film in der Filmgeschichte ist, da wird einem schon einmal schwummrig vor Augen. Während der erste Teil noch ein ernst zu nehmender und unterhaltsamer Blockbuster war, der zwar seichte Kost bot, aber letztlich dennoch durch Charme und Witz zu gefallen wusste, leidet das Franchise seit dem zweiten Ableger unter einem immensen Qualitätsverlust. In Teil 2 litt das Produkt unter einem viel zu schwachen Gegenspieler und der Tatsache, das der Film eher einem schwach abgekupferten Zwilling glich, denn einem würdigen Nachfolger. Mit Teil 3 erleidet das Trauerspiel nun seinen Höhepunkt und zwingt den Zuschauer in seinen schwächsten Momenten zu Fremdscham und Stirnklatschern.
Das Produkt Marvel mag sicherlich so gut Laufen wie nie. Und nach dem der Konkurrent D.C. Bis auf seine Batman-Nolan-Trilogie und MAN OF STEEL nichts kommerziell ebenbürtiges auf die Beine stellen konnte, führt Marvel den Kinomarkt der Comic-Adaptionen zweifelsohne an. Doch scheint in dieser Offensive oftmals die Quantität über die Qualität gestellt zu werden. Mit Iron Man und der Verpflichtung von Robert Downey Jr. hat man dennoch ganz klar eine Goldgrube gefunden, die man rücksichtslos ausschlachten kann.


Fangen wir einmal mit den positiven Aspekten des Filmes an. IRON MAN 3 ist mit Sicherheit ebenso wie seine Vorgänger ein Film, der moderner nicht sein könnte. Es ist natürlich optisch ansprechend, wenn Tony Stark mit seiner Künstlichen Intelligenz JARVIS sprechend, durch den Raum marschiert und sich durch virtuelle Zeitungsberichte fuchtelt. Wenn Mr. Downey Jr. in seinen neuen Karossen durch die Gegend fährt oder wenn man die Iron Man – Anzüge durch die Lüfte fegen sieht. Diese Tatsache kann man den Streifen nicht absprechen, da wurde sich zumindest ins Zeug gelegt. Dazu kommt selbstverständlich Robert Downey Jr., der unangefochten das absolute Aushängeschild der Reihe darstellt, wenngleich seine Ausstrahlung und sein Witz von Mal zu Mal mehr abschwächt. All diese Elemente, die den ersten Teil auch noch zu einem lockeren und aufregenden Filmerlebnis gemacht haben, sind zwar in irgendeiner Weise noch vertreten aber lang nicht mehr so stark ausgearbeitet wie es einst der Fall war.
Ansonsten lässt Regisseur Shane Black wohl alles schleifen was man so schleifen lassen kann. Der Gegenspieler, generell jede Figur außer Stark entwickelt sich in dermaßen schnellen Schritten zurück, dass die Verfolger des Franchises überhaupt nicht mehr hinterher kommen. Es ist ein Witz was uns Marvel für eine Anzahl an schablonenhaften Schattenfiguren vor die Augen knallt. Keinerlei Wiedererkennungswert, keinerlei Authentizität, alles in allem schrecklich lieblos. Eine Osacrpreisträgerin wie Gwyneth Paltrow wird hier lächerlich gemacht, Guy Pierce kann keinerlei Akzente setzten. Marvel will seine One – Man – Show und Marvel produziert eine One-Man-Show.


Kommen wir zu den Gegenspieler, der Handlung, der Idee hinter IRON MAN 3. Ja, nein, lieber nicht. Ohne Worte zum größten Teil. IRON MAN 3 wirkt was Kreativität anbelangt wie eine Asylum-Produktion, der man endlich mal ein einigermaßen funktionstüchtiges Kamera-Equipment gesponsert hat. Das Finale ist zum Fremdschämen. Bis auf einzelne Szenen im Finale, in denen die Kampfanzüge sich selbstständig machen, ist die Action so schlecht choreographiert, dass einem der Würgreiz kommt. Ein Armutszeugnis, welches Shane Black hier abliefert. Überladene Action durch und durch. Kein Genuss, keine Coolness, einfach nur ein anstrengender Blockbuster-Reinfall. Zwei Punkte weil Downey Jr. einfach wirklich sympathisch ist und man irgendwo sicherlich noch einen größeren Bullshit gesehen hat. Ansonsten verdränge ich den Gedanken an IRON MAN 4 bis 2016.  


Bewertung: 02/10



Genre: Sci-Fi, Action
Originaltitel: Iron Man 3
Regisseur: Shane Black
Darsteller: Robert Downey Jr., Gwyneth Paltrow, Ben Kingsley, Guy Pearce, Rebecca Hall
Erscheinungsjahr: 2013
Produktionsland: US, Kanada
Laufzeit: 131 Minuten  
Originalsprache: Englisch
Altersfreigabe: FSK 12



Sonntag, 18. Mai 2014

Hannah und Ihre Schwestern - Woody Allen - Retrospektive #9

© Twentieth Century Fox

For all my education, accomplishments and so-called wisdom, I can't fathom my own heart.“

Hannah und ihre zwei Schwestern Lee und Holly verbinden eine Menge Personen miteinander. Da wäre Elliot, der Mit Hannah verheiratet ist aber seit geraumer Zeit eine starke Zuneigung für Lee empfindet. Da ist Mickey, der mit Hannah verheiratet war und nun mit ihrer zweiten Schwester Holly sympathisiert. Da gibt es Frederick, dessen einziger Draht zur Außenwelt Lee ist. Der Maler hegt einen enormen Groll gegen die Gesellschaft. David, April, Paul, Norma. Alles Namen die in Verbindung stehen, doch wie? Wie entwickeln sich diese zahlreichen Verstrickungen? Wie reagieren Menschen auf gewisse Dinge? Welche Entscheidungen treffen Menschen, wenn diese von elementarer Wichtigkeit für die Zukunft sind?

HANNAH UND IHRE SCHWESTERN darf sich zweifelsohne über zahlreiche lobende Kritiken freuen. Unmengen an Lobeshymnen prasselten auf den Streifen ein, der 1986 das Licht der Welt erblickte. Drei Oscars von den Sieben Nominierungen konnte die romantische Komödie einheimsen. Die reifste Arbeit Allen´s soll man hier zu sehen bekommen, der komplexeste Film Allen´s wird hier angekündigt. All diese Fakten, Meinungen und Zahlen lassen in der Folge auf ein Meilenstein in der romantischen Komödie hoffen, wenn nicht sogar auf das Meisterwerk Allen´s. Doch all das kommt einem wie ziemlicher Blödsinn vor, wenn man nach der vergangenen Laufzeit die Credit´s über den Bildschirm flackern sieht.
HANNAH UND IHRE SCHWESTERN ist zwar doch noch ein gutes Stück davon entfernt um sich als Flop abtun lassen zu müssen, dennoch muss sich Allen hier einige Kritikpunkte gefallen lassen. Denn von Perfektion oder seinem eigenen Meisterwerk, der Krone seiner Filmographie, ist dieses Projekt doch einige Meter vorbei geschrammt. 

Nehmen wir einmal die Trägheit des Streifens als Beispiel. Die gesamte erste Hälfte des Filmes wirkt wie eine einzige Farce, führt man sich die anerkennenden Worte vor Augen, die über den Film verloren wurden. Allen´s Wortwitz, seine Situationskomik, ja selbst seine Schauspielleistung wirkt bei weitem nicht so agil, flexibel und letztlich komisch, wie wir es aus anderen Arbeiten von ihm gewohnt sind. Der Film trügt in dieser Hinsicht eindeutig, so scheint er sich doch recht eindeutig für den Weg der Tragik entschieden zu haben. Der Handlungsverlauf deutet recht früh in Richtung des Dramas, zwar durchaus begleitet von einigen Schmunzlern und Lachern, wie sie nur Allen glaubwürdig in solch dramaturgische Gefilde einzugliedern weiß, aber dennoch eher auf Konfrontation gepolt. Die Konsequenz fehlt mit fortgeschrittener Laufzeit jedoch. Der sich lang anbahnende Crash, die Explosion der Entscheidungen der Protagonisten, die sich für gewöhnlich in den finalen Szenen eines Filmes entlädt, fällt völlig flach. Auf der einen Seite sicherlich oftmals realistisch und authentisch. Ja, vielleicht sogar ungemein riskant. Auf der anderen Seite langatmig und enttäuschend, hat man die gesamte Laufzeit nicht genutzt um Highlights zu setzen, auch Höhepunkte welche erst im Nachhinein zu solchen werden sind schwer bis unmöglich aufzufinden.
Was HANNAH UND IHRE SCHWESTERN somit falsch macht, ist die Gruppendynamik, welche Allen zwar langsam aber dennoch sehr akkurat und mit viel Feingefühl ins Rollen gebracht hat, einfach so verpuffen zu lassen und anstelle dessen ein freudiges Gefühl gegen Schluss entwickeln will, was so völlig in die Hose geht.

© Twentieth Century Fox

Vorteil dieser Art der Inszenierung ist sicherlich, der bewahre Realismus. Genauso oft wie sich der Mensch von der Versuchung leiten lässt, hört dieser auch auf seinen Verstand. Nicht jede Zwickmühle eskaliert, nicht jeder Fehler wird offengelegt, nicht jeder Betrug entlarvt. Allen nimmt auf diese Tatsache Rücksicht, integriert diesen in seinen Streifen und führt sein Publikum so zumindest ein wenig an der Nase herum.
Die Bilder New Yorks, ein weiterer Liebesbeweis an seine Stadt, werden in diesem Projekt letztlich nur in seltenen Fallen so ausdrucksstark eingefangen wie beispielsweise in MANHATTAN. Auch hier lässt der Regisseur ein wenig Federn.
Die Schauspielerischen Leistungen sind natürlich unbestritten absolute Spitzenklasse. Allen voran Michael Caine und Woody Allen tragen diesen Aspekt sehr deutlich nach außen. Auch Mia Farrow weiß sehr zu gefallen. Letztlich führen alle Fäden auf irgendeine Weise zu ihrer Figur der Hannah, und dennoch spielt sie ganz unscheinbar und zurückhaltend. Kann so ein gewisses Mysterium um ihre Person kreieren und den Zuschauer damit zeitweise faszinieren.

HANNAH UND IHRE SCHWESTERN ist ein Projekt das man sich sehr gut ansehen kann. Die teilweise sehr langatmige erste Hälfte, wird von einer ordentlichen zweiten Hälfte ausgeglichen. Trotzdem bekommt der Zuschauer das Gefühl, dass HANNAH UND IHRE SCHWESTERN die gesamte Laufzeit über auf der Suche nach sich selbst ist. Es kommen viele Facetten zu Gesicht. Die Komödie, die Tragödie, das Drama. Kultur, Koks, Architektur, Landschaften. Der Film ist ein prallgefülltes Paket mit allerhand Zutaten und im Gegensatz zur typischen romantischen Komödie Allen´s, kann sich diese hier kein genaues Profil verschaffen. Sie bleibt zu flexibel und zu wenig geradlinig. Trotz der sehr gut ausgearbeiteten Charaktere, der genialen Verknüpfung der Beziehung dieser kann Woody Allen kein großes Finale erzeugen und hat hier zumindest für meine Begriffe mit der Inszenierung einen Griff ins Klo getätigt. Das kann er deutlich besser, wenngleich HANNAH UND IHRE SCHWESTERN insgesamt ein ordentlicher Film ist, der lediglich an der hohen Erwartungshaltung und seinem verschenkten Potential scheitert.



God, she's beautiful. She's got the prettiest eyes. She looks so sexy in that sweater. I just want to be alone with her and hold her and kiss her and tell her how much I love her and take care of her.“


Bewertung: 06/10



© Twentieth Century Fox

Genre: Komödie, Drama

Originaltitel: Hannah and her Sisters
Regisseur: Woody Allen
Darsteller: Woody Allen, Barbara Hershey, Carrie Fisher, Michael Caine, Mia Farrow, Dianne Wiest
Erscheinungsjahr: 1986
Produktionsland:  USA
Laufzeit: 103 Minuten 
Originalsprache: Englisch
Altersfreigabe: FSK 12

Montag, 12. Mai 2014

Melinda und Melinda - Woody Allen - Retrospektive #8

© Twentieth Century Fox

"Why do things that start off so promisingly always have a way of ending up in the dump?“

Vier Autoren, ein Grundszenario. Einer der Vieren auf Tragödien spezialisiert, ein anderer auf Komödien. Fortan bilden die Beiden zwei Geschichten. Eine Tragödie, eine Komödie. Ist die Welt nun eher tragisch oder lustig? Ist Melinda eine gescheiterte Existenz oder eine leidenschaftliche Sexpartnerin? Ist die Ehefrau eine Regisseurin oder ist ist sie Lehrerin? Ist der Ehemann ein unsympathischer oder sympathischer arbeitsloser Schauspieler? Geht die Geschichte gut aus, geht sie schlecht aus? Alles Fragen die sich dieser Film stellt. Doch auf seinem Weg diese Fragen zu beantworten muss wohl jeder feststellen, dass die Grenzend fließend verlaufen oder in manchen Fällen überhaupt nicht vorhanden sind.

MELINDA UND MELINDA ist ein interessantes Filmprojekt, wenngleich nicht innovativ genug um es als Experiment zu betiteln aber durchaus ein neuerliches Resultat Allen´s genialen Freigeistes, seiner blühenden Fantasie, seiner filmischen Authentizität. Eine Vorlage wird in zwei verschiedenen Fassungen gezeigt. Abwechselnd, Schritt für Schritt.
Woody Allen´s Steckenpferd, die romantische Komödie. Die Dramaturgie gepaart mit dem amüsanten Wortwitz, der Situationskomik. In MELINDA MELINDA spaltet er dieses Gesamtprodukt, welches ihn zu dem gemacht hat was er heute ist, in seine Einzelteile und lässt jede Zutat für sich spielen. Insofern ist es absolut schwachsinnig zu behaupten das die tragische Version der Geschichte ein Witz wäre, und der komödiantische Teil nicht komisch wäre. Erst einmal spiegelt dieses Faktum exakt die Absicht Allen´s wieder. Aufzeigen wie gering die Unterschiede doch sind, wie gleich sich Licht-und Schatten bei genauerem hinsehen eigentlich sind. Aber letztlich ist es nur logisch, dass die Inszenierung nicht auf höchstem Niveau sein kann wenn im einen Handlungsstrang, alles auf düster und hoffnungslos getrimmt werden soll und im anderen Handlungsstrang die Welt eine rosarote Brille aufhaben soll. Hier muss der Zuschauer auf Allen´s Nachricht achten. Auf die geniale Art und Weise wie er Protagonisten in beiden Geschichten in dieselben Situationen bringt, wie er veranschaulicht wie nah Glück und Unglück beieinander sind. Zeitversetzt treten dieselben Probleme auf. Zeitversetzt werden dieselben Taten begangen. Zeitversetzt erhält der Mensch dieselben Erkenntnisse. Alles eine Frage der Zeit, nicht der Ansicht.

© Twentieth Century Fox

Allen inszeniert seine Grundidee, seine Kernaussage zwar recht clever und geschickt. Verpasst es jedoch dem Anfang die nötige Würze zu verleihen. Bis die simplen Geschichten das Interesse des Zuschauers Geweckt haben ist eine gewisse Zeit vergangen. Die Komödie braucht noch ein Stück weit länger als die Tragödie und kann auch über die gesamte Laufzeit nicht so punkten wie es die tragische Form des ´Melinda-Plots´ zu schaffen vermag. Sie dient vor allem als Vergleichselement mit einem gut aufgelegten Will Ferrell und hat womöglich das Problem, dass die Geschichte in Grundzügen das wiedergibt was uns die vorige Geschichte immer wieder präsentiert. Die Settings wiederholen sich, die Figuren bleiben im Endeffekt dieselben mit verschiedenen Charaktereigenschaften auch wenn diese keinerlei Auswirkung auf die Geschichte an sich haben. Wieder ein Beweis, dass Tragödie und Komödie sehr nah beieinander liegen.
In weiteren Rollen finden sich Radha Mitchell, welche die Melinda verkörpert und somit natürlich unter Beweis stellen kann, dass sie eine wandlungsfähige Schauspielerin ist. Dies hat sie getan, zu mehr hat es allerdings nicht gereicht. Ebenfalls an Bord befindet sich Chiwetel Ejiofor, der zwar erst recht spät seinen Auftritt bekommt, aber ab diesem ungemein präsent ist und seinen Schauspielkollegen und vor allem seinen Schauspielkolleginnen die Show stiehlt.

Woody Allen schafft es auch in MELINDA UND MELINDA eine deutliche Botschaft zu hinterlassen. Das Schicksal und dessen Schläge warten hinter jeder Ecke auf den Menschen. Egal ob in Gestalt von Freunden, Feinden oder Geliebten. Es wartet. Es ist gänzlich egal unter welchen Umständen, in welcher Lebenslage, es schlägt zu.
Auf die Frage die sich der Film stellt: ´Was bestimmt unser Leben entscheidender – die Tragödie oder die Komödie?´ gibt es selbstverständlich keine allgemein gültige Antwort. Wie so vieles auf dieser Welt ist diese Antwort subjektiver Natur und ob man eben jenen Schicksalsschlägen so oder so entgegnet, bleibt jedem selbst überlassen. Der Effekt ist derselbe. Die Bewältigung des Alltags kann man auf verschiedene Arten vollziehen. Melancholisch, fröhlich, jeder muss das für sich selbst entscheiden. Doch egal für welche Weise sich der Mensch entscheidet. Vor Gefühlen wird er nie sicher sein.



Well, for anybody with any imagination. You know, life is manageable enough if you keep your hopes modest. The minute you allow yourself sweet dreams you run the risk of them crashing down.“


Bewertung: 07/10



© Twentieth Century Fox

Genre: Komödie, Drama

Originaltitel: Melinda and Melinda 
Regisseur: Woody Allen
Darsteller: Radha Mitchell, Will Ferell, Amanda Peet, Chloe Sevigny, Chiwetel Ejiofor
Erscheinungsjahr: 2004
Produktionsland:  USA
Laufzeit: 95 Minuten 
Originalsprache: Englisch
Altersfreigabe: FSK 0

Freitag, 9. Mai 2014

Manhattan - Woody Allen - Retrospektive #7

© Twentieth Century Fox

Chapter One. He adored New York City. He idolized it all out of proportion. Eh uh, no, make that he, he romanticized it all out of proportion. Better. To him, no matter what the season was, this was still a town that existed in black and white and pulsated to the great tunes of George Gershwin. Uh, no, let me start this over.“


Isaac Davis hat wahrlich eine verkorkste Phase zu überstehen. Seine Ex-Frau verlässt ihn für eine andere Frau und obendrauf ist sie der festen Überzeugung ein Buch über ihre verpfuschte Ehe zu veröffentlichen. Seine momentane Liebelei führt er mit einer 17-jährigen und seinen Job schmeißt Isaac auch über Bord. Sein bester Freund Yale führt eine heimliche Affäre mit Mary und scheinbar scheint nichts auf dieser Welt für Isaac Bestand zu haben. Doch als er und ausgerechnet Mary sich annähern entdeckt der quirlige New Yorker endlich wieder einen Lichtblick am Horizont.

New York, die Stadt die niemals schläft. Täglich laufen einem unbekannte Gesichter über den Weg, massenweise. Vielleicht hat man sie schon einmal gesehen, viel wahrscheinlicher ist jedoch das dem nicht so ist. Ob die abgedroschene Phrase ´verloren gehen im Großstadtdschungel wahrlich so abgedroschen ist kann man zumindest bezweifeln. Fakt jedoch ist das sich ein Mensch zumindest was Beziehungen betrifft doch nie wirklich sicher sein kann. Vielleicht läuft irgendwo da draußen ein Mensch herum zu dem man eine noch engere Freundschaft aufbauen kann, vielleicht gibt es irgendwo da draußen ein Mädchen deren Seelenverwandtschaft noch unbestrittener ist. Hin- und hergerissen von diesen Bedanken ist auch unser Protagonist in MANHATTAN, stellt dieser Streifen doch das Schnelllebige Wesen der Welt zur Schau. Zwar auf ruhige und beschauliche Weise, dennoch lässt sich das wahre Gesicht hinter des Gesamten Produkts leicht entdecken.

Gerade für Jugendliche und Heranwachsende ist es immer wieder interessant zu sehen wie sich gestandene Personen in der Gesellschaft zurechtfinden. Bis auf Job, Niederlassung, sprich Existenz, sicherlich ein unheimlich wichtiger Teil des Lebens, haben sie aber dennoch mit denselben Problemen zu kämpfen. Eine universelle Antwort für das erfolgreiche Bestehen im Alltag, für den Umgang mit Frauen, für das generell richtige Verhalten in zwischenmenschlichen Beziehungen gibt es nicht und je älter eine Person wird, ängstigt sie wohl genau diese Erkenntnis. All die Lebenserfahrung und in manchen Belangen immer noch kein Stück weiter. MANHATTAN schafft es mit der Figur der Tracy eben diese Erkenntnis perfekt in Szene zu setzen. Gespielt von Mariel Hemingway ist sie die 25 Jahre jüngere Partnerin Isaacs. Sie ist 17. Unscheinbar an den Rand gedrängt, wird sie von den zwanghaften Intellektuellen New Yorks, ja sogar von ihrem Partner selbst, nicht ernst genommen. Sie wird belächelt, für ihre kindischen Wünsche und Träume auf den Kopf getätschelt. Eine reine Trotzreaktion, ein reiner Schutzreflex. Tatsächlich agiert sie mindestens auf Augenhöhe, öffnet in vielen Fällen ihrem Gegenüber sogar die Augen. Sie verkörpert die Tatsache, dass sich viele Probleme auch mit dem Alter nicht ändern. Das Erfahrung in neuen Situation nur bedingt hilft.

Vor der pulsierenden Kulisse New Yorks präsentiert uns Woody Allen in schwarzweißen Bildern den täglichen Kampf verschiedener Individuen mit ihrem Leben. Mit gewohnter Stilsicherheit und in typischer Manier zeigt er dem Zuschauer ein Stadtpanorama auf, das Lichtblicke und Schattenseiten zugleich zulässt. Am einen Tag ist die Welt grauschwarz, am anderen rosarot. Jeder kennt es, jeder liebt es, jeder verflucht es. In diesem Kontext kommt die Schwarzweiß-Verfilmung sehr zur Geltung und unterstreicht diesen Umstand. Jeder ist sich selbst der nächste und der der es nicht ist wird bestraft. Ein Spiegelbild der Gesellschaft um das Jahr 1979, welches heute wie damals absolut zutreffend ist. Auch hier lässt sich wieder erkennen das Probleme dieselben bleiben. Egal ob Jung und alt, egal ob 1979 oder 21. Jahrhundert.

© Twentieth Century Fox

Mit ruhiger Kameraführung und einem ebenso ruhigen Score, veranschaulicht Allen das lebendige Dasein einer Stadt. Die Kinder besuchen die Schule, die Erwachsenen unterhalten sich über Kunst , die Verliebten begehen Ehebruch oder halten an der romantischen Idee fest. Jeder geht seinen Weg, doch alle zusammen oder durcheinander.
Woody Allen als Schauspieler ist wie immer. Anhänger werden es lieben, der Rest folgt dem jugendlichen Grundsatz ´Haters gonna hate´. Schauspielere Glanzleistung bleibt aber unbestritten die der blutjungen Mariel Hemingway. Die Enkelin des berühmten Ernest Hemingway verdient sich mit dieser Arbeit absolut zu Recht die Oscar-Nominierung für die beste Nebendarstellerin. Mit wenig Screentime, wie schon erwähnt an den Rand gedrängt, bietet sie hier ihren deutlichen älteren Kollegen Paroli und überflügelt diese obendrauf nahezu in jeder Sekunde in der sie zu sehen ist. Ganz großes Kino liefert sie in ihrer wahrscheinlich besten Phase ihrer Schauspielkarriere ab. Eine weitere Parallele zu Woody Allen.

MANHATTAN ist Allens Handschrift in Perfektion. Er ist ein Alleskönner und manifestiert mit diesem Projekt sein Denkmal in der Filmlandschaft. Ein Kunstliebhaber, der aus der Filmgeschichte nicht wegzudenken ist und mit dieser Abhandlung über das tägliche Leben einen weiteren Bedeutenden Film in seiner Filmographie erschaffen hat.
MANHATTAN ist ein visualisierter Traum und Alptraum. Doch auch wenn es der Mensch oft nicht wahrhaben will. Das Leben geht immer weiter, solange die Augen sich nicht schließen, gibt es oftmals zum Glück kein entrinnen. Das ist gut so, und eben genau das vermittelt auch MANHATTAN. Chapeau, Woody Allen!



You have to have a little faith in people.“


Bewertung: 08/10



© Twentieth Century Fox

Genre: Komödie, Drama

Originaltitel: Manhattan
Regisseur: Woody Allen
Darsteller: Woody Allen, Diane Keaton, Michael Murphy, Mariel Hemingway
Erscheinungsjahr: 1979
Produktionsland:  USA
Laufzeit: 96 Minuten 
Originalsprache: Englisch
Altersfreigabe: FSK 12

Mittwoch, 7. Mai 2014

Im Bann des Jade Skorpions - Woody Allen - Retrospektive #6

© VCL

They say, I always get my man.“

C.W. Briggs ist Versicherungsdetektiv erster Klasse. Seit Jahren wird seine ausgezeichnete Spürnase von Kollegen und Kolleginnen gleichermaßen bewundert. Als jedoch seine neue Mitarbeiterin Betty Ann Fitzgerald seine neue Vorgesetzte ist, wehen für Briggs ganz andere Winde. Aussöhnung und ein entspanntes Verhältnis scheinen nicht möglich und so scheint es doch ein Wink des Schicksals das ausgerechnet Betty und Briggs in der Hypnose-Show Voltan´s gemeinsam auf die Bühne müssen und hypnotisiert werden. Fortan wird Briggs von dubiosen Anrufen heimgesucht und ein neuer Juwelendieb treibt sein Unwesen. Auf irgendeine Weise scheinen die Geschehnisse einen gemeinsamen Ursprung zu haben. Briggs ermittelt...

Woody Allen´s Kriminalfilm IM BANN DES JADE SKORPIONS stellt zu aller erst mal einen zahmen Kriminalfilm dar, der für Jung und Alt gleichermaßen unterhaltsam ist. Ohne unnötiges Kawumm oder Haudrauf, dafür aber mit viel Liebe, Charme und Witz versehen. Das Actiongenre ist nicht das Milieu in dem sich Allen in der Regel aufhält, das er aber komische Charaktere und Beziehungen zwischen den Protagonisten kreieren kann bewies er dagegen schon zu genüge. In diesem Projekt widmet er sich wieder ganz dem Inhalt der Geschichte, reift diese aus ohne hierbei große gesellschaftskritische Fingerzeige mit einzubauen, sondern begnügt sich ganz alleine mit dem Ziel eine runde Kriminalkomödie zu erschaffen.

Dies ist ihm letztlich auch ohne Zweifel gelungen. Das er dieses Genre zweifelsohne noch deutlich besser bedienen kann, ist bekannt, täuscht dieser Fakt jedoch nicht über die Tatsache hinweg, dass IM BANN DES JADE SKORPIONS eine wahrhaft schnucklige kleine Auseinandersetzung mit der generellen Thematik der Beziehung zwischen Mann und Frau ist, deren Rahmen eine ausgeklügelte wenn auch nicht aufwendige Kriminalstory ist, von der sich der Zuschauer gerne berieseln lässt. Zwar mit einigen kleinen Längen versehen, bahnt sich der Film seinen Weg durch altmodische Detektei – Büros, hypnotische Zustände und falschen Verdächtigungen direkt zum zwar lang vorhersehbaren aber dennoch ordentlich inszenierten Finale.

© VCL

Der große Pluspunkt dieses Werkes ist sicherlich nicht seine Story, seine Aussagekraft, schauspielerische Leistungen etc. pp, Nein, das Erwähnenswerte ist letztlich schlicht und ergreifend das IM BANN DES JADE SKORPIONS einfach klasse verfilmt wurde. Begleitet von melodiösen und passend eingespielten Jazz-Stücken fasziniert der Streifen allein durch eine nicht einmal völlig erklärbare Ansehnlichkeit und Beschaulichkeit. Sicherlich sind da einige Passagen deren Highlights an ein paar Fingern abzuzählen sind, dennoch entsteht nie wirklich diese völlige Langeweile die das Publikum so zur Weißglut bringt.

Mit Woody Allen vor und hinter der Kamera kann man in 99,9 Prozent der Fälle nichts falsch machen. In seiner Rolle als C.W. Briggs, wieder eine ´Quaselstrippen-Rolle´ wie man es von Allen gewohnt ist, geht sein Können wieder völlig auf. Der Zuschauer lässt sich von seiner Liebe zur Filmkunst einfach anstecken, wegsehen und ignorieren ist hier unmöglich. An seiner Seite agiert Helen Hunt, die Allen ebenbürtig ist, sowohl schauspielerisch als auch in ihrer Rolle der Betty Ann Fitzgerald. Abgeklärtes, routiniertes Spiel lässt sich hier schon fast sagen.

Gerade das Ende setzt noch mal ein Highlight mit dem das Publikum nicht unbedingt zu rechnen weiß. In dieser Szene spiegeln sich auch noch einmal die gesamten positiven Facetten wieder, die IM BANN DES JADE SKORPIONS zu einer fröhlichen Kriminalkomödie ohne Anzüglichkeiten macht, die ein Spaß für die ganze Familie bedeutet.


Gosh, all this passion in a lousy insurance office!“


Bewertung: 06/10



© VCL

Genre: Komödie

Originaltitel: The Curse of the Jade Scorpion
Regisseur: Woody Allen
Darsteller: Woody Allen, Helen Hunt, Dan Aykroyd, Charlize Theron, David Ogden Stiers
Erscheinungsjahr: 2001
Produktionsland:  USA 
Laufzeit: 97 Minuten 
Originalsprache: Englisch, 
Altersfreigabe: FSK 6

Dienstag, 6. Mai 2014

Broadway Danny Rose - Woody Allen - Retrospektive #5

© Twentieth Century Fox


You know what my philosophy of life is? That it's important to have some laughs, but you gotta suffer a little too, because otherwise you miss the whole point to life.“

Danny Rose ist ein erfolgloser Künstleragent. Trotz seines enormen Eifers scheint ihm der Durchbruch und das große Geld nicht gegönnt. Immer wieder Springen ihm seine Künstler ab sobald sie die Chance sehen den ein oder anderen Dollar mehr zu verdienen. Ständig ist Danny Rose von Rückschlägen geplagt, sein Engagement jedoch bleibt ungebrochen. Als er eines Tages die Chance sieht den Sänger Lou Canova eine aussichtsreiche Karriere zu ermöglichen überschlagen sich die Ereignisse jedoch. Am Tag des wichtigen Auftritts soll Danny Rose Persönlich Canovas Geliebte Tina zum Konzert begleiten. Doch dieser Auftrag entpuppt sich als ein deutlich mühseligeres Unterfangen wie es sich zu Beginn angedeutet hatte. Ein verzwickter Lauf gegen Zeit, Mafia und eine der wichtigsten Erkenntnisse dieses Lebens beginnt.

Es ist tatsächlich immer wieder faszinierend welche Ideen und Einfälle, ja wahre Geistesblitze, Woody Allen nicht nur hat, sondern wie er diese dann letztendlich auch wahrhaftig visualisiert. Im Falle von BROADWAY DANNY ROSE honorierte die Acadamy dies auch zumindest mit der Nominierung für den Oscar – Bestes Originaldrehbuch 1984. Allen erschafft auch in diesem Projekt wieder ein ungewöhnliches Milieu, welches wiederum die Basis für eine weitere spannende sowie amüsante Komödie ist, die wie man es vom gebürtigen New Yorker nicht anders gewohnt ist grundlegende Problematiken, Erkenntnisse oder auch Logiken aufgreift.
Thematik, Problematik sind in diesem Film wohl sehr nah beieinander. Es geht um Geld und Ruhm, es geht um Herkunft und Wurzeln, um Dankbarkeit und Schuld, um Loyalität. Und es geht schließlich und letztlich um die Frage „Inwiefern ist es in Ordnung illoyal zu handeln? Ist es überhaupt legitim?“

Allen verdeutlicht in BROADWAY DANNY ROSE den wohl wichtigsten Wert der Gesellschaft bzw. den Wert, der zumindest der Wichtigste sein sollte. Wir reden über Loyalität. Über Freundschaft, Partnerschaft. Über Abhängigkeiten, über Dankbarkeit und die Tatsache wie schnell ein Mensch die Vergangenheit vergessen kann. Allen bringt diese Aussagen ohne große Dramatik an den Mann. Er ist kein Fan von all den Tragödien und Trauerspielen, er bringt seine Botschaften auch ohne die Schwarzmalerei ans Publikum. Er bleibt locker ohne dabei den gebührenden Respekt vor seinem Streifen zu verlieren. Die Zuschauer nehmen seinen Film Ernst und das obwohl BROADWAY DANNY ROSE zu keiner Zeit auf die Tränendrüse drückt, sondern lediglich eine Geschichte erzählt wie sie jedem Menschen auf dieser Welt passieren könnte. Seine Natürlichkeit, auch die Natürlichkeit und Glaubwürdigkeit seiner Figuren sind beispiellos und daher essenziell für den Film.

© Twentieth Century Fox

Mit durchgehenden Schwarzweißbildern bahnt sich Woody Allen seinen Weg in eine Welt der Entertainer, der Talente. Nicht nur als Regisseur, sondern auch als Schauspieler der zentralen Figur Danny Rose. In gewohnter Manier, lässt er hier seinem aufgedrehten Schauspiel freien Lauf. Eine sehr gewöhnungsbedürftige Art des Schauspiels, das sicherlich nicht jedem Konsumenten zu Gefallen weiß, aber generell eine sehr authentische und gelungene Leistung darstellt. Die Beiden anderen erwähnenswerten Figuren Tina Vitale und Lou Canova, werden von Mia Farrow und Nick Apollo Forte gespielt. Beide können jedoch nicht wirklich von sich überzeugen, bleiben austauschbar und sind somit sicherlich ein Makel eines sonst ganz ordentlichen Filmes, der auch eine weitere sehr angenehme Tatsache in sich selbst beinhaltet, nämlich das die Laufzeit sehr angemessen ist. Keine unnötigen Ausschweifungen oder überflüssige Nebenhandlungsstränge um auf Länge zu kommen. Nein, kurz, prägnant arbeitet Allen seine Intentionen, seine Fragen, seine Probleme ab und sorgt so für ein angenehmes Filmerlebnis, welches der Zuschauer auf keinen Fall bereut.

BROADWAY DANNY ROSE ist eine weiteres gutes Werk Woody Allen´s und zeichnet sich typischerweise durch seine kecke Art aus, durch Allen´s Tatendrang und natürlich durch zahlreiche Gags, die den humoristischen Anspruch des Filmes ausreichend füttern.
Kein Höhepunkt in Allen´s Filmographie, aber ein mehr als nur solider Streifen, der Spaß macht!



It's very important to be guilty. I'm guilty all the time and I never did anything.“



Bewertung: 06/10



© Twentieth Century Fox

Genre: Komödie

Originaltitel: Broadway Danny Rose
Regisseur: Woody Allen
Darsteller: Woody Allen, Mia Farrow, Nick Apollo Forte, Milton Berle
Erscheinungsjahr: 1984
Produktionsland:  USA 
Laufzeit: 80 Minuten 
Originalsprache: Englisch, 
Altersfreigabe: FSK 12