Sonntag, 28. Dezember 2014

STRETCH - Ein Promi-Chauffeaur auf Abwegen...oder auch nicht

(2014) / US / Laufzeit: ca. 93 Minuten / Komödie, Action
von Joe Carnahan, mit Patrick Wilson und Chris Pine


Du magst melodramatische, hochphilosophische Geschichten über das Schicksal? Streiche den ersten Teil, ersetze ihn mit 'total bescheuerte, abstruse...", zieh dir schnell einen Tequila runter, sag ja und hau "Stretch" in den Player. Patrick Wilson, der Typ von "Guardians of the Galaxy" - moment,  dass war ja Chris Pratt -  verdient als Promi-Chauffeaur seine Brötchen und erlebt so manchen Scheiß. Für einen Job, der dich zu den angesagtesten Leuten Hollywoods bringt (oder sie eher zu dir), brauchst du nämlich einen verdammt langen Nervenstrang. Noch blöder, wenn du Spielschulden bei Mexikanern hast. Aber alles kein Problem für den Mann aus "Insidious", er hat einen Plan: Wie es der Zufall (oder das Schicksal) so will, steigt am Stichtag der Geldeinheimser ein Milliardär (Chris Pine, "Star Trek") in seine Limo. Dieser erfährt von der Story des armen Schluckers und ist so nobel, seine Schulden zu tilgen. Aber moooment, so einfach geht das natürlich nicht, denn der Mann mit den vielen Scheinen hat ein kleines Problem. Er ist etwas verrückt. Inwiefern 'verrückt' definiert werden kann, darf Mr. Wilson eine ganze Nacht lang am eigenen Leib erfahren. 



Und wem er auf dieser Reise nicht alles begegnet! Ray Liotta, Ed Helms, David Hasselhoff, Jessica Alba und ... ja, das war's dann auch schon. Aber für einen Film dieses Minikalibers ist das ziemlich ausreichend an Promiclientel. Umso schöner, dass sich jedes dieser bekannten Gesichter zum Affen macht. Aber das ist vielleicht der falsche Ausdruck, sie liefern wirklich gute Karikaturen ihrer Selbst ab.

"Stretch" kam schleichend leise auf die Bildschirme seiner Zuschauer - schade, denn mit etwas Marketing wäre dieser Streifen sicherlich gut unter die Leute gekommen. Da ist es auch egal, dass das hier eine absolut untypische Actionkomödie ist. Grade diese unorthodoxe Art und Weise rundet den bösen & bescheuerten Humor deftig ab. Eine kleine Liebesstory gibt es auch. Ganz wichtig: Sie ist genial eingebaut worden. Nimmt nicht viel Platz weg, wirkt erfrischend frech, ehrlich, witzig und überrascht einen in diesem Wirbelwind aus Katastrophen sogar noch.

"Shit happens" paart sich hier mit Schicksalsvorstellungen und kreiert somit ein kleines Filmchen, das neben der stupiden Unterhaltung auch noch eine kleine Moral hinterlässt.


"I once forcibly sodomize a Vietcong colonel with a stick grenade because he placed an ancestral curse on me while I was interrogating him and I don't even believe in ancestral curses but that's how fucking deep I roll."

7.0/10

Donnerstag, 25. Dezember 2014

MARCO POLO - Ein guter Game of Thrones Ersatz? - Season 1

Staffel 1 / US / 10 Folgen à 60 Minuten / Drama, Historische Fantasy  ©Netflix



Um was geht es?
Die Handlung dreht sich um die Erlebnisse des jungen Marco Polo (Lorenzo Richelmy), welcher im 13. Jahrhundert sein zu Hause in Venedig verlassen hat um an der Seite seines Vaters eine China-Reise anzutreten. 3 Jahre nach Beginn des Abenteuers treffen sie im Hofe des Kublai Khan (Benedict Wong) ein, einem direkten Nachfahren von Dschingis Khan. Durch Unstimmigkeiten in Bezug der Verhandlungen auf die Weiterreise, entscheidet Marcos Vater kurzerhand ihn als Diener dort zu lassen, um weiterziehen zu dürfen. Entgegen Polos Begeisterung muss er sich in die fremde Kultur der Mongolen einleben und wird schneller als ihm lieb ist in politische Machtspiele einbezogen.

"Marco Polo" ist eine von vielen Serien, die der Streaminganbieter 'Netflix' produziert hat und nun exklusiv anbietet. Aufgrund der Fülle, die Netflix in der Mache hat, sollte man denken, dass da mal ein paar wenige schlechte Serien dabei sind, doch halten sie sich in der Hinsicht bisher sehr wacker und liefern grandiose Sachen am laufenden Band ab. So ist auch "Marco Polo" keine Außnahme. Gleich vorneweg: Die Vergleiche mit Game of Thrones sind Schwachsinn. Um fair zu bleiben, darf man die Serien nicht direkt entgegensetzen. Wo die HBO Serie eine mächtige Werbekampagne am laufen hat, kroch "Marco Polo" ganz unscheinbar aus dem Boden und legt 10 Folgen (also eine ganze Staffel) auf einmal vor. Doch obwohl "Game of Thrones" viel eher in den Medien vertreten ist und Netflix mit seinem Ableger sehr schüchtern umgeht - meine Fresse, der Look ist ebenbürtig! 

In seiner Komplexität bleibt "Marco Polo" auch erst einmal bescheiden. Für's erste. Staffel 1 lässt nur einen klaren Handlungsstrang mit ganz wenigen Nebenhandlungen erkennen, doch ist das Potenzial nach oben so unfassbar groß. Es ist auch verständlich, wieso man nicht gleich komplett ausholen wollte: Man muss erstmal Zuschauer gewinnen und nicht mit seiner Komplexität abschrecken. In der Hinsicht hat man das sehr gut gemacht. Die Dialoge waren geschmeidig, teilweise fordernd, teilweise etwas zu schnülzig. Die Action wurde gefühlvoll inszeniert, Gemetzel lagen nicht im Fokus, wurden aber leider auch ein paar mal (dennoch stilvoll) übersprungen. Das kann man aber auf das Produktionsbudget schieben. Grandiose Arbeit hat man bei der Auswahl der Charaktere geleistet. Leider wurden sie bisher alle nur kurz angekratzt, doch vor allem der Cliffhanger der 1. Staffel zeigt, dass da einiges am brodeln ist und die wahren Intrigen und Schlachten alle erst noch kommen. Als Sidekick-Hit hat sich der blinde Mönch Sifu herausgestellt. Asiatisch-bescheidener Badass in Reinkultur.



Am Timing muss man auch noch ein klitzekleines bisschen arbeiten. Trotz ca. 10 Stunden Material wird an einigen Stellen extrem gezogen, wo andere Bereiche ganz schnell abgehandelt werden. So lebt sich Marco sehr schnell bei den Mongolen ein - rein aus Vermutung würde ich behaupten, dass das in einer komplett fremden Kultur nicht ganz so einfach geht. Dass man sich nicht haargenau an die echte Geschichte des Marco Polo klammert ist auch alles andere als schlimm. Erstens, werden seine Tagebücher von vielen Historikern sowieso gerne mal beliebäugelt, durch seine poesievolle Schreibweise klingt vieles aufpoliert und erfunden. Und zweitens ist das ganze ja auch eine Serie und keine vermarktete Dokumentation. Aber, und das dürfte Fans von wahren Geschichten freuen, findet man einen tollen Grat zwischen Fiktion und (möglicherweise) Erlebten.

"Peace to you, brother"

"Marco Polo" bietet mit der 1. Staffel nichts perfektes. Auf die schnelle fallen mir auch nur Serien ein, die das geschafft haben, die sowieso schon von Anfang an ein dickes Budget hatten. Man holt aber dennoch verdammt viel aus der Materie raus und liefert etwas so episch wirkendes, dass neben dem tollen Setting noch an anderen Ecken besser werden könnte. Meine Prognose: Das wird es. Bisher ist "Marco Polo" eine der besseren Pausenfüller für die "Game of Thrones"-Pause, doch auch ohne Drachen und White Walkers kann das hier noch ganz groß werden. 

8.0/10


Mittwoch, 24. Dezember 2014

City of Cinema wünscht Frohe Weihnachten!


Alle Jahre wieder könnte man inzwischen meinen, denn CityOfCinema feiert nun schon das dritte Weihnachtsfest mit seinen Lesern.
Zu diesem Anlass besteht einfach allen Grund ein Dankeschön an all die Leute zu richten, die die dauerhafte Relevanz dieses Blog´s unterstützen.
Die Autoren Kevin, Niklas, Fabel und Paul wünschen euch somit auf diesem Weg ein gesegnetes und besinnliches Weihnachtsfest... Haut Rein!

P.S. Die Filme, die über die Feiertage laufen sind meistens auch nicht die schlechtesten...


Dienstag, 16. Dezember 2014

Eyjafjallajökull - Der unaussprechliche Vulkanfilm

©Universum Film
Erinnert Ihr euch noch dunkel an 2010? Eyjafjallajökull? Klingelt da was? Wahrscheinlich nicht, denn den Namen konnte sich sowieso kein Mensch merken, aber immerhin war der Vulkanausbruch in Island, der nahezu den gesamten Flugverkehr in Europa lahmlegte, Inspiration genug, um 2013 eine Roadmovie-Komödie auf den Markt zu bringen, welche ein geschiedenes Ehepaar bei ihrer Odyssee durch ganz Europa zeigt, um rechtzeitig zur Hochzeit Ihrer Tochter im fernen Griechenland zu erscheinen. Regisseur Alexandre Coffre zeigt in der französischen Komödie ein ebenso französisches Ex-Ehepaar, welches sich auf den Tod hasst. Fortan bringt er eine Geschichte ins rollen, die überraschenderweise gar nicht so klischeebeladen ist, wie es diese Art von Filmen oftmals an sich haben. Mit einer gewissen Eigenart und noch mehr Charme, kann sich EYJAFJALLAJÖKULL, der Film, der trotz der gezeigten Lautschrift im Intro weiterhin unaussprechlich bleiben wird, dann doch zu einem gelungenen Streifen mausern, an den der Zuschauer womöglich nach den ersten Minuten schon gar nicht mehr gedacht hat.
Denn jene erste Viertelstunde ist wahrlich eine Geduldsprobe, fängt der Film doch mit nervigem Gezeter, seitens der Ehefrau Valérie, gespielt von Valérie Bonneton, an. Ihr Spiel bleibt auch im weiteren Verlauf des Filmes zumindest gewöhnungsbedürftig und wirkt auf eine bestimmte Weise abschreckend und ist in den meisten Fällen einfach maßlos overacted. Klarer Minuspunkt in diesem französischen Spielfilm. Selten kommt es vor, das eine Hauptdarstellerin so negativ in Erscheinung tritt, hier ist es passiert.
Bonneton kann von Glück sprechen, dass an Ihrer Seite ein Mann spielt, dessen Fähigkeiten mittlerweile wohl unbestritten sein dürften. Die Comedy-Größe aus dem Nachbarland, Danny Boon. Für viele einer der fähigsten Darsteller im Lande der Marseillaise, zeigt er auch in EYJAFJALLAJÖKULL, das er problemlos einen Film wie diesen stemmen kann. Präsenz auf der Leinwand und ein unheimlich sympathisches Auftreten prägen sein Spiel

©Universum Film
Was die Darsteller im ´Vulkanfilm´ oftmals verpatzen, machen aber die Ideengeber, sowie Regisseur Coffre mit ihrem Ideenreichtum wieder wett. Egal ob die Protagonisten Alain und Valérie bei einem fromm gewordenen Ex-Massenmörder in seiner fahrenden Arche Noah landen, oder bei einem albanischen Nationalfest das Wahrzeichen des Landes abschießen. Die Macher geizen nicht mit originellen Einfällen. Diese Tatsache, gepaart mit dem französischen Humor, der zwar nicht immer provokant ist, aber immer wieder seine Treffer erzielt, macht EYJAFJALLAJÖKULL dann unterm Strich doch zu einer gelungenen Komödie. Dass dies am Ende auch so ist, verdankt der Film auch dem gelungenen Drehbuch, welches hinten raus nicht noch zu einer schnulzigen Liebeskomödie verkommt, sondern seine romantischen Elemente zwar integriert, diese aber nie in den Vordergrund rückt. Da hätten sich manch andere Projekte mal eine Scheibe von abschneiden können. Besser zwei.

So, kann der Zuschauer auf anderthalb Stunden kurzweilige Unterhaltung zurückblicken, in denen so einiges passiert. Nicht nur dass nahezu der gesamte europäische Kontinent wird in idyllische und typische Bilder zusammengepresst, ein Genuss kann man sagen. Nein, mit der Zeit erträgt man sogar den weit aufgerissenen Mund von Valérie Bonneton, wenn sie wieder mal Ihren Ex-Ehemann anschreit. Es gibt schlimmeres. EYJAFJALLAJÖKULL ist, um es hip auszudrücken, eigentich ganz cool geworden. Kann man sich geben und so.


Bewertung: 06/10



©Universum Film
Genre: Komödie
Originaltitel: Eyjafjallajökull
Regisseur: Alexandre Coffre
Darsteller: Danny Boon, Valérie Bonneton, Denis Ménochet, Albert Delpy, Constance Dollé
Erscheinungsjahr: 2013
Produktionsland: Frankreich
Laufzeit: 92 Minuten  
Originalsprache: Französisch
Altersfreigabe: FSK 0

Samstag, 13. Dezember 2014

Mission Impossible 4: Phantom Protokoll - Tom Cruise tauscht das Alter gegen noch mehr Adrenalin

OT: Mission Impossible: Ghost Protocol / (2011) / US / Laufzeit: ca. 133 Minuten / FSK: 12 / Action, Thriller
von Brad Bird, mit Tom Cruise und Jeremy Renner


Tom Cruise kann es. Und mit 'es' meine ich alles. Ob nun geschmeidig in den Kreml einzumarschieren, Flugeinlagen am Burj Khalifa einzustudieren - oder auch grandios Werbung für BMW und deren höchst sicheren Airbags zu machen. Als Ethan Hunt wird er in der 4. Runde von "Mission Impossible" schlussendlich zum vollkommenen Übermensch. Und so einer muss natürlich mal wieder die Welt retten, dieses mal vor einem Atomkrieg.

Regisseur Brad Bird packt den Fokus aber nicht komplett auf den Ultra-Agenten und verpasst der Serie endlich mal ein denkwürdiges Team. Simon Pegg sorgt für den Witz, Jeremy Renner für den besonderen Charme und Paula Patton ist, naja, vor allem der Blickfang. Versucht man sich den restlichen Cast der vergangenen Filme in Erinnerung zu rufen, fällt es jedenfalls mir schwer, da 1-2 Namen zusammen zu bekommen. Philip Seymour Hoffman (Teil 3) und Jean Reno (Teil 1) sind da Außnahmen. John Woos zweiter Ableger des Franchises war sogar komplett zum Vergessen. Aber Menschen lernen aus Fehlern und so trägt Brad Bird die besten Ideen der letzten Jahre zusammen und ergänzt sie um Details, die die Augen glänzen lassen.

Die Story: Ethan Hunt (Tom Cruise) wird in Moskau in einen Bombenanschlag auf den Kreml eingespannt - er soll Schuld sein. Dass das aber gar nicht so ist, muss Ethan ziemlich schnell klar stellen. Sollte er die wahren Drahtzieher nicht finden, darf er die Verantwortung für den drohenden Atomkrieg tragen.

Wirklich neu ist das Ganze zwar nicht, dafür hat man in den letzten Jahrzehnten einfach alles mögliche aus dem Agenten-Genre rausgequetscht, doch präsentieren kann man Sachen immer wieder auf neuen Wegen. So wirken vor allem die Action-Sequenzen schön geschmeidig und so gar nicht 0815. Ich meine, welcher andere Held ist bisher an der Außenwand des Burj Khalifas in Dubai herumgekrakselt? Und dann auch noch so cool? Ethan Hunt macht alle Akrophobier dieser Welt mächtig neidisch und zeigt zu keiner Sekunde schwache Nerven. Wo Roger Murtaugh in "Lethal Weapon" zu alt für diesen Scheiß wäre, lächelt Tom Cruise nur verschmitzt und legt lässig einen 10 Minuten Sprint mit einem Sandsturm im Rücken hin.

Für solche Momente geht man in einen Film mit einer derartigen Prämisse. Enttäuscht wird man dann auch ganz und gar nicht. "Mission Impossible: Phantom Protokoll" liefert eine klasse Agentenstory mit allen hochpolierten Extras, die benötigt wurden. Tom Cruise bügelt sich seine sowieso schon dürftig vorhandenen Falten aus dem Gesicht und rettet mal wieder die Welt, während der Rest dieses Mal zu einhundert Prozent hinter ihm steht und den erstmal letzten "Mission Impossible"-Teil zum kompaktesten der Reihe kürt.

"Mission accomplished!"

7/10


Freitag, 12. Dezember 2014

OCULUS - Auch hinter deinem Spiegel wartet der Horror

(2013) / US / Laufzeit: ca. 105 Minuten / FSK: 16 / Genre: Horror

"I've met my demons and they are many. I've seen the devil, and he is me"







Junge Menschen und das Schlagwort "Horror" - da ist das Ding bei den meisten schon unten durch. Der Plakatzusatz "von den Machern von "Paranormal Activity" und "Insidious"" dürfte den sowieso schon dürftig vertretenen Interessentenkreis noch einmal um ein Stückchen verkleinern. Doch, und hier ist der entscheidende Haken, wer eben genannten Filmen etwas abgewinnen kann und modernen Horrorfilmen sowieso aufgeschlossen ist, wird hier, das verspreche ich, ein packendes Erlebnis verpasst bekommen.

Die Story: Tim (Brenton Thwaites) und Kaylie Russell (Karen Gillan) sind zwei Geschwister, die ihre Eltern verloren haben. Die Ausgangssituation sieht so aus: Vater wird verrückt, bringt Mutter um, Sohn reagiert im Affekt und erschießt Vater - wird dafür verhaftet. 10 Jahre später kommt er frei und Kaylie möchte beweisen, dass ihr Bruder kein Mörder ist. Ein Spiegel und die darin bösartige, übernatürliche Präsenz soll nämlich an der Familientragödie Schuld sein.

Geister sind die Helden des Horrorfilms der Neuzeit. Kein anderes Filmmonster hat es der leichterschreckenden Generation von Heute mehr angetan. Und warum auch nicht? Es gab Phasen wie die des Slashers, also hat auch diese ihre Daseinsberechtigung. Ein abgedunkelter Raum, laute Boxen, eine Decke zum dahinter verstecken und es kann losgehen - der subtile Horror. "Oculus" ist da gar nicht anders und orientiert sich stark an den Kassenschlagern der "Paranormal Activity"-Reihe. Der Horror bzw. hier vielmehr der Thrill spielt sich im Kopf ab und wo andere Vertreter des Genres recht gradlinig bleiben, ist "Oculus" überraschend wagemutig und geht weiter, als es sich ein Mainstreamfilm erlauben würde. Man baut streckenweise nicht einmal auf den Horror-Faktor, sondern fädelt ein cleveres Mindfuckgeflecht ein, welches mit der Zeit eine gute Auffassungsgabe abverlangt. Ähnlich wie in "Triangle" braucht das Ganze zwar etwas um in Fahrt zu kommen, doch wenn es dann mal losgeht, findet man so schnell keine Zeit mehr für eine Pinkelpause.

"You see what it wants you to see"

Zirka die Hälfte des Films baut alleine auf dieses Katz-und-Maus spielen mit dem Zuschauer. Die Schockmomente kommen merklich später. Man muss zwar nüchtern betrachtet sagen, dass es da auch nicht mehr als zwei, drei Szenen gibt, die einen mal aufschrecken lassen, doch ist das gesamte Konzept in sich so harmonisch und atmosphärisch dicht, dass man gar nicht zum meckern kommt. Und warum sollte man das auch immer? Mike Flanagan hat zwei exzellente Independentschauspieler gecastet (vor allem Karen Gillan = ein Traum) mit denen er in einem klassisch gruseligem Häuschen für modernen Horror der Kategorie "Hat was" sorgt. 

7.0/10


Sonntag, 7. Dezember 2014

Cool Runnings - Back to Childhood

©Walt Disney
Es gibt selten Filme die einen 95er- Jahrgang so dermaßen in die Kindheit zurück katapultieren können, wie es COOL RUNNINGS ein ums andere Mal schafft. Die Geschichte rund um die jamaikanischen Bobfahrer Derice, Sanka, Yul und Junior weiß auch noch lange Zeit nach seinem Release zu fesseln und mit Charme und Humor, die Flausen eines Kleinkindes im Zuschauer heraufzubeschwören. Dabei sind die Sprüche der ambitionierten Inselhüpfer zwar sicherlich nicht mehr so treffsicher, wie es noch in früheren Tagen der Fall war, haben aber zumindest einen Hauch der alten Durchschlagskraft konserviert.

Was erwartet uns also in COOL RUNNINGS? Zum einen natürlich Olympia. Der Ort an dem die Stars der Sportszene geboren werden, der Ort an dem Helden zu solchen ernannt werden, der Ort an dem belächelte Sportler zeigen können, was ihn ihnen steckt. Und genau hier sind letztlich auch die elementaren Motive des Projektes verankert. Aufmerksamkeit für die dritte Welt. Ganz und gar nicht im negativen Sinne, denn COOL RUNNINGS zeigt uns eben klar und deutlich, dass die Sympathie für ein Team nicht abhängig von der Herkunft sein muss, das man durch Menschlichkeit, Ehrlichkeit und Überzeugung eine ganze Menschenmasse auf seine Seite bringen kann, und das der sportliche Erfolg sicherlich nicht über den menschlichen bzw. persönlichen Erfolg erhaben ist.

©Walt Disney
Um diese Lehren zu verstehen stellt uns der Film einige nette Figuren an die Seite. Da wäre der talentierteste Sportler Derice, der seinen Traum von einer Olympia-Teilnahme einfach nicht ad acta legen möchte und als verlässlicher Motor der Crew fungiert. An seiner Seite läuft sein bester Freund Sanka auf. Der, um es gelinde auszudrücken, selbstbewusste Sprücheklopfer aus dem Inselstaat, der zwar als bester Fahrer der Trauminsel gilt, aber sich für die Mannschaft hinten anstellen muss. Und dann wären da noch die zwei Streithähne Yul und Junior, die mit der Zeit aber einsehen müssen, dass sie vielleicht doch gar nicht so verschieden sind, wie sie das am Anfang vermutet haben. Alles in allem sympathische, eindimensionale Figuren, die als Identifikationsfiguren vielleicht nicht auf ganzer Linie überzeugen, aber ihre Aufgaben zumindest Glaubwürdig übermitteln können.
Team-Spirit, Freundschaft, Willenskraft. Das waren noch Aspekte, die uns Kindern übermittelt wurden. In Mitten von Eiskanälen, mürrischen Trainern und dem Aufeinanderprallen zweier Welten, zieht uns diese kontrastreiche Geschichte für einige Minuten in Ihren Bann, und auch der härteste Brocken wird angesichts dieses schönen Finales ein wohliges Gefühl im Körper verspüren.
Wir reden hier von einem Kinderfilm, von Naivität und Unschuld. Von künstlicher Harmonie. Das ist der Shit!

Klar muss man sich eingestehen, dass COOL RUNNINGS nun auch schon ein paar Jahre auf dem Buckel hat, wie wir als Zuschauer eben auch. Diese Tatsache lässt möglicherweise den Inhalt in ein etwas anderes Licht rücken, kann aber nicht darüber hinweg täuschen, das unsere jamaikanische Volksgeschichte nichts an ihrem Flair verloren hat. Noch immer huscht ein Grinsen über das Gesicht wenn Sanka seine eingefrorene Rasta-Strähne abbricht, noch immer halten wir den Atem an, wenn wir auf die Quali-Zeit der Bob-Neulinge warten, und noch immer wippt unser Fuß im Takt mit, wenn Sanka singt: „Das geht über eure Vorstellungskraft, Jamaika hat ne´ Bobmannschaft!“

Wahrscheinlich ist der Film einfach zeitlos. Punkt.Aus.  


Bewertung: 06/10



©Walt Disney
Genre: Komödie
Originaltitel: Cool Runnings
Regisseur: Jon Turteltaub
Darsteller: Leon Robinson, Doug E. Doug, Rawle D. Lewis, Malik Yoba, John Candy 
Erscheinungsjahr: 1993
Produktionsland: USA
Laufzeit: 98 Minuten  
Originalsprache: Englisch
Altersfreigabe: FSK 0